Interview
Interview
Ab jetzt: Gemeinsam!

Citykirche: Wie kam es zu der Überlegung, die Leitung der beiden Gemeinden zusammenzulegen?

Dr. Martin Brons: Die Idee der Zusammenarbeit ist bereits im Gemeindeverbund der Innenstadt enthalten. Die Ankündigung des Stellenwechsels von Jonas Schiller war dann die Initialzündung dafür, eine neue Form der Gemeinsamkeit zu bekommen.

Für die Nürnberger Innenstadt mit ihren vier Kirchengemeinden ist das aber Neuland.

Brons: Es ist ein Teilschritt in einem Prozess, der schon vor langer Zeit begonnen hat. Wir hatten überlegt, ob jetzt eine engere Zusammenarbeit im Gemeindeverbund auch mit St. Lorenz und St. Jakob möglich wäre. Aber so schnell geht das nicht. Deshalb kommt es erstmal zur neuen Form der Kooperation zwischen St. Egidien und St. Sebald. Sie, Frau Lichtenfeld, waren bislang Gemeindepfarrerin in St. Sebald. Was ändert sich künftig in Ihrer Arbeit für beide Gemeinden?

Annette Lichtenfeld: Nicht so sehr viel. Ich werde weiterhin für die Menschen arbeiten, mit denen ich schon vielfältig verbunden bin – über die Gemeindegrenzen hinweg. Der Gewinn ist, dass wir zwei volle Pfarrstellen für beide Kirchengemeinden haben. Martin Brons ist zu 100 Prozent für St. Sebald und St. Egidien da und ich bin auch zu 100 Prozent für die Menschen in beiden Gemeinden da. Wir werden das gemeinsam gut aufteilen, damit alle zu ihrem Recht kommen.

Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit aber in der Praxis vor?

Brons: Wir haben doch bisher schon im Gemeindeverbund zusammengearbeitet. Neu ist, dass wir mit Thomas Zeitler einen dritten Pfarrer gewonnen haben für die Themenschwerpunkte „Kunst und Kultur“ in St. Egidien. Damit bleibt für Frau Lichtenfeld und mich viel mehr Kraft für die Gemeindearbeit übrig. Bei mir kommt außerdem die Leitung der beiden Gemeinden dazu.

Lichtenfeld: Wichtig ist eine gute Absprache untereinander, wer was macht und wie wir unsere Gaben und Fähigkeiten einbringen können. Und wir sprechen uns auch mit den anderen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern ab. Das haben wir schon bisher so gemacht.

Brons: Das ist ein homogenes Weitergestalten der Strukturen. Schon seit Jahren machen wir die Jugendarbeit gemeinsam, viele Gottesdienste haben wir schon gemeinsam gestaltet und auch den St.-Martins-Umzug miteinander organisiert. So greift das eben Hand in Hand.

Nehmen wir mal das Thema Sonntagsgottesdienst. Der findet ja fast zeitgleich in beiden Kirchen statt.

Brons: Aber in St. Egidien finden am Sonntag Themengottesdienste statt. Zunächst wird es darum gehen, die Gottesdienste zu koordinieren. Wir wollen gleichmäßig und in guten Rhythmen in beiden Gemeinden präsent sein. Das Fernziel ist aber, die Gottesdienstzeiten insgesamt in der Innenstadt abzusprechen. Dann wird man sehen, wie das zwischen St. Sebald und St. Egidien wird. Aber so weit sind wir heute noch nicht.

Lichtenfeld: Bei den Gottesdiensten wird sich in diesem Jahr nichts ändern. Wenn der neue Kirchenvorstand im Oktober gewählt wird, dann werden wir schauen, wo wir neue Schwerpunkte setzen können. Das zu entscheiden, ist das Recht des Kirchenvorstands.

Als Pfarrer Geschäftsführer zweier Gemeinden zu sein, wird nicht einfach. Da geht es ums Geld und um Baufragen.

Brons: Mein Schwerpunkt ist die Geschäftsführung. Aber das heißt nicht, dass ich nur am Computer sitze, sondern das ist ein Teil von Gemeindeaufbau und Gemeindeleitung. Es geht auch um Bau- und Finanzfragen. Aber immer mit dem Ziel, dass wir künftig eine Gemeinde sein werden.

Was bedeutet dieses Ziel, St. Sebald und St. Egidien zu einer Gemeinde zu führen, für den Gemeindeverbund mit St. Jakob und St. Lorenz?

Lichtenfeld: Mein Herzenswunsch ist, dass die vier Gemeinden noch viel stärker als bisher zusammenarbeiten. Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass die praktische Zusammenarbeit nördlich der Pegnitz völlig reibungslos funktioniert. Eine Idee, ein Anruf, und es läuft.

Brons: Es gibt Unterschiede in unserer Stadt und auch in den Kirchen. Und es gibt die beiden großen Kirchen St. Lorenz und St. Sebald mit ihren Unterschieden. Die Zusammenarbeit zwischen St. Egidien und St. Sebald läuft deshalb gut, weil wir uns gegenseitig nichts nehmen, sondern uns befruchten. Das ist einfacher als zwischen den beiden großen Kirchen.

Inwieweit kann die Kooperation nördlich der Pegnitz zum Vorbild für den Innenstadtverbund werden?

Brons: Wir zeigen, wie eine gute Zusammenarbeit aussehen kann, die sich daran orientiert, was die Menschen von uns brauchen: Bei den Taufen und Trauungen, im Trauerfall und bei den Gottesdiensten. Neben Frau Lichtenfeld und mir gibt es noch weitere Personen im Pfarrerteam: Wie schon erwähnt Pfarrer Zeitler für die themenorientierte Arbeit an St. Egidien und Gästepfarrerin Petra Seegets für den Tourismusbereich in St. Sebald.

Lichtenfeld: Es klappt schon jetzt. Die erste Taufe eines Egidier Gemeindegliedes in St. Sebald ist bereits geplant.

Brons: Es ist immer besser, wenn mehrere Pfarrerinnen und Pfarrer da sind. Bislang hatte St. Sebald eineinhalb Pfarrer. Jetzt sagen wir: Zwei ganze Pfarrer sind für die Arbeit in beiden Gemeinden zuständig. Und zwei weitere für die Spezialaufgaben. Unterschiedliche Leute und unterschiedliche Orte sprechen verschiedene Menschen an.

Lichtenfeld: Das ist eine Win-win-Situation. Es gibt nur Gewinner.

 

Interview: Paul Schremser

Fotos: Madame Privé

UND DAS SAGEN DIE ANDEREN:

Claudia Voigt-Grabenstein, 1. Pfarrerin der Lorenzkirche

„Es ist ein sehr mutiger Schritt der beiden Kirchenvorstände von St. Sebald und St. Egidien, diese Situation für sich zu nutzen und eine Zusammenführung und Neustrukturierung der beiden Gemeinden anzugehen. Es ist ein großes Feld, das bearbeitet werden muss. Ich denke, das Wichtigste ist nun, dass hier miteinander und mit Mut und Zuversicht nach vorne gedacht wird.“

Simone Hahn, Pfarrerin der Jakobskirche

„Mein Mentor im Vikariat sagte immer: ´Es braucht gute Strukturen, damit Menschen gut arbeiten und wirken können!` Daran muss ich jetzt oft denken, wenn ich die anstehende Kooperation zwischen St. Sebald und St. Egidien sehe. Es entstehen Strukturen, in denen Menschen gerne arbeiten und wirken, in denen sie Freiraum finden für inhaltliche Profile. Das ist doch eine tolle Herausforderung und Chance!“

FEIERN SIE MIT UNS:
Einführungsgottesdienst von Pfarrer Dr. Martin Brons und Pfarrerin Annette Lichtenfeld Sonntag Kantate, 29. April 2018, 10 Uhr St. Sebald mit anschließendem Empfang in St. Egidien   Einführungsgottesdienst von Pfarrer Thomas Zeitler Pfingstsonntag, 20. Mai 2018, 10.30 Uhr St. Egidien mit anschließendem Empfang Einen Filmbeitrag zum Thema sehen Sie hier: https://youtu.be/w4LH2VUEMIo

Vorstellung von Pfarrer Thomas Zeitler:

Ein Neuling? Eher nicht: schon seit 2006 bin ich als Hochschulpfarrer an St. Egidien ein vertrautes Gesicht. Nun hat die Kooperation Sebald-Egidien möglich gemacht, dass ich zusätzlich beauftragt werde, das Kulturprofil an St. Egidien weiter zu entwickeln. Eine herausfordernde und schöne Aufgabe, insbesondere weil es in breite Kooperationen inner- und außerhalb der Kirche hineinführen soll, zur Stärkung des ganz besonderen Egidier Profils aus Kunst und Spiritualität. Ich freue mich darauf – und auf Ihre Neugier und Unterstützung! Ihr Thomas Zeitler