Titelthema
Nimm's doch mal leicht!
Das Schwere leicht gemacht

Nimm’s doch mal leicht! Nimm doch nicht alles immer so schwer!

Eine Freundin erzählt: „Ich habe einen neuen Kollegen. Er ist ganz anders als ich. Aber es macht richtig Spaß, mit ihm zusammen zu arbeiten. Er hat so eine Leichtigkeit, nimmt alles nicht so bier-ernst und schwer. Das ist sehr angenehm!“

Kennen Sie auch solche Menschen? Die nicht mit Grabesmiene herumlaufen, sondern irgendwie leichter, gelöster, fröhlicher als ihre Zeitgenossen durch das Leben spazieren. Und dabei kommt ihnen das Leben durchaus nicht immer nur freundlich entgegen. Auch sie haben schlechte Noten in der Schule, eine Trennung zu verarbeiten, Krankheiten zu erleiden oder Misserfolge einzustecken.

Trotzdem: Sie nehmen es leichter.
Das Schwere wiegt nicht so schwer wie bei anderen.

Solche Leichtigkeit ist ansteckend. Ich bin gerne mit diesen Menschen zusammen. Es gibt was zu lachen. Die schönen Seiten des Lebens strahlen viel mehr. Das Ernste und Traurige nimmt seinen Raum ein, aber es füllt nicht alles aus.

Die Kunst der Leichtigkeit bedeutet, mit einem gesunden Körper, voller Lebensfreude, Klarheit und Erfüllung erfolgreich zu sein und Zeit zu haben, das zu tun, was Sie wollen. So wirbt ein Anbieter für seine Kurse.
Zielgruppe: Menschen, die es im Beruf schwer haben oder die mit Schicksalsschlägen nicht umzugehen wissen.

Schön wäre es, denkt mancher. Gesundheit, Erfolg, Selbstbestimmung.
Ja, dann kann man leicht leben. Das ist nicht schwer. Weil es bei mir aber nicht so ist – und nie so sein wird, deshalb mache ich so weiter wie bisher.

Jeder ist seines Glückes Schmied, so sagt der Volksmund, und in der Tat gibt es verblüffende Zusammenhänge zwischen Lebenseinstellung und Lebensfreude. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Ein freundlicher Mensch erfährt viel Sympathie, ein lachender Mensch findet Menschen, die mit ihm lachen. Einer Heulsuse, einem Griesgram, einem Tragiker geht man dagegen lieber aus dem Weg.
Wie aber kommt man dahin? Leichter zu leben, beschwingter…
„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen. Und dann würde, was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein.“ Wir müssen nicht erst mit Reinhard Mey in ein Flugzeug steigen, um sorg-loser zu leben.

Am liebsten wälzen wir natürlich Probleme und bestärken uns in unseren Sorgen – und übersehen dabei, dass hinter allem Schweren immer Chancen verborgen sind.
Denn an jedem, wirklich jedem Tag bleibt Raum für Positives.
Immer wieder bin ich beeindruckt von der Leichtigkeit und Schönheit der Worte Jesu in der Bergpredigt: Sorgt euch nicht um euer Leben… auch nicht um euren Leib… Seht die Vögel unter dem Himmel an! … Warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien an auf dem Feld, wie sie wachsen…Jesus lehrt uns das Wegsehen und das Hinschauen.

Wegsehen von den eigenen Sorgen. Hinschauen auf die Natur, auf Schönheit und auf Lehrstücke für Gelassenheit. Selten kommen einem Menschen beim Betrachten einer blühenden Sommerwiese schwere Gedanken, ebenso wenig wie beim Anblick von Möwen, die sich im Wind treiben lassen.
Viel eher entsteht da die Sehnsucht nach Leichtigkeit, nach Lebensfreude und Glück.
Was ist das Geheimnis von Blumen, Vögeln und Jesu „Sorget nicht!“?

Sie alle leben im Augenblick, im Jetzt.

Die Blume fürchtet sich nicht vor dem Verblühen, der Vogel brütet nicht über der Frage, woher er im nächsten Winter sein Futter beziehen wird.

Jesus lehrt uns das Vertrauen. Sollte Gott das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft.

Wie wir die Wirklichkeit wahrnehmen, das können wir steuern.

Das Bild vom halbleeren – Pardon, halbvollen Glas kennen wir alle. Den positiven Gedanken und Gefühlen also kann man Platz einräumen. Bewusst in der Gegenwart leben, die Gedanken an morgen auf morgen verschieben. Vertrauen lernen – unser himmlischer Vater weiß wirklich, was wir brauchen!

Das Schwere leicht gesagt – der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch war einer der ganz Großen in der Kunst, Ernstes froh auszudrücken. Mit Leichtigkeit, aber ohne Oberflächlichkeit die schweren Themen des Lebens an- und auszusprechen.

Woher bezieht er seine Leichtigkeit?

Wir feiern in diesen Wochen das Pfingstfest, da gehen Blicke und Gedanken nach oben, hin zu ausdrucksstarken Symbolen von Feuer und Wind, Heiliger Geist. Hüsch schreibt:
Text: Annette Lichtenfeld,
Bilder: iStockphoto, Collage: Madame Privé

…wenn das Schwere plötzlich in uns abfällt
und der Geist hier in uns und bei uns ist
und Probleme sich aus dem Staub machen
und die Menschen wieder anfangen zu lächeln.

Gott ist leicht,
Gott ist nicht schwer,
Gott ist schwierig, ist kompliziert, ist hochdifferenziert,
aber nicht schwer.
Gott ist das Lachen, nicht das Gelächter,
Gott ist die Freude, nicht die Schadenfreude,
das Vertrauen, nicht das Misstrauen, …
und er schickt seit Jahrtausenden
den Heiligen Geist in die Welt
dass wir zuversichtlich sind
dass wir uns freuen…
von zartem Gemüt
von fassungsloser Großzügigkeit
und von leichtem Geist.

Hanns Dieter Hüsch aus: Das Schwere leicht gesagt