Titelthema
Der Zwischenraum ist abgeschritten!
Jerusalem als Nabel der Welt, um den sich alles dreht.

Der ökumenische Kreuzweg führt entlang der Adam Kraft`schen Kreuzwegstationen vom Pilatushaus zum Johannisfriedhof.
Er findet seit Jahren am Freitag vor Palmsonntag statt. Dieses Jahr am 7. April, beginnend um 17 Uhr in St. Sebald.

„Jesu, geh voran / auf der Lebensbahn! / Und wir wollen nicht verweilen, / dir getreulich nachzueilen; / führ uns an der Hand / bis ins Vaterland.“ dichtete Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, der Gründer der Herrnhuter Brüdergemeine vor knapp 300 Jahren (vgl. Evang. Gesangbuch Nr. 391).

Tagtäglich zeichnen wir unsere Lebensbahnen in die Straßen der Stadt ein. Mal hektisch ohne Blick nach rechts und links. Mal offen für die Augenblicke und Begegnungen, die uns erwarten. Straßenexerzitien, als eine Form der geistlichen Übung, rufen die bewusste Wahrnehmung dieser Lebensbahnen ins Gedächtnis.
Kreuzwegstationen, die in manchen Städten vorhanden sind, sind eine alte Spielart der Straßenexerzitien. Sie verdeutlichen: Ein Anderer hat dir deine Lebensbahn geebnet. Der Zwischenraum deines Lebens wurde von ihm abgeschritten! Als sichtbare Erinnerung daran wurde Jesu Leidensweg in Kreuzwegstationen plastisch dargestellt.

Ihren Ursprung haben die Kreuzweg-
stationen in Jerusalem. Die Heilige Stadt wurde von den Christen als ein großer Gottesdienstraum verstanden, in dem man Jesu Lebens- und Leidenswege abschreiten konnte. Und so pilgerten sie vom Pilatushaus nach Golgatha und seinem Auferstehungsort bis hin zu seinem Himmelfahrtsort auf dem Ölberg.

Zurückgekehrt an ihre Heimatorte wollten die mittelalterlichen Pilger die Topographie Jerusalems in ihre Stadt übertragen, teilweise bis hin zur Schrittzahl: Der Nürnberger Ölberg, das Pilatushaus, aber v.a. auch der Kreuzweg von Adam Kraft, der vom Pilatushaus am Tiergärtnertor bis zum Johannisfriedhof führt, erinnern bis heute an das neue Stadt- und Lebensgefühl, von dem auch Nürnberg getragen sein sollte.

Adam Kraft hat seine sieben Kreuzwegstationen, Gol-
gatha und die Grablegung erst wenige Jahre vor seinem Tod verwirklicht. Unser Kreuzweg zählt zu den ältesten in Europa. Damals auf freier Flur aufgestellt, steht er heute mitten in der Stadt und gibt dabei sogar die Schrittzahl vom Pilatushaus an. Er ist quasi ein Vorgänger der heutigen Schrittzähler-Apps fürs Handy und wollte wie diese eine Hilfe für bewusstes Leben im Alltag sein. Er lädt ein, Christus im Alltag zu entdecken, ihm auf Schritt und Tritt zu folgen.
Betrachtet man die Kreuzwegstationen Adam Krafts, fällt auf, dass die Szenen in Laufrichtung dargestellt sind. Christus geht(!) voran, auf der Lebensbahn – wohin? Zu seiner Kreuzigung und Grablegung auf dem Johannisfriedhof, also zu unseren Gräbern…

… und wir eilen ihm nach im Vertrauen darauf, dass auch sie nur ein Zwischenraum sind:

Denn „was ist unser Tod anders denn ein Nachtschlaf? Denn gleichwie durch den Schlaf alle Mattigkeit und Müdigkeit weicht und aufhört, die Kräfte des Geistes aber wiederkommen, dass einer am Morgen frisch aufsteht, wird fein lustig und stark: also werden wir auch am jüngsten Tage wieder auferstehen, als hätten wir nur eine Nacht geschlafen, und wir werden frisch und stark sein, nur die Augen wischen.“
(Martin Luther)

Text: Martin Brons
Foto: Archiv St. Egidien, privat

Die vierte Kreuzwegstation von Adam Kraft mit Darstellung des Schweißtuches der Veronika
Ankommen am Johannisfriedhof

TERMINE

Freitag, 7. April, 17 Uhr, St. Sebald
Ökumenischer Kreuzweg entlang den Kreuzwegstationen.
Beginnend in St. Sebald (17 Uhr) – endend in St. Johannis (18 Uhr)
Eine Initiative der Innenstadtgemeinden und St. Johannis.

Weiteres Angebot
Über das Angebot der Straßenexerzitien in Nürnberg informiert
Sie Pfarrer Thomas Zeitler
Kontakt: basisgemeinde@lorenzerladen.de

Ausblicke

Karsamstag, ganztägig, St. Egidien
Stille Andacht in der Wolfgangskapelle
Die Darstellung der Grablegung Jesu in der Wolfgangskapelle von
St. Egidien ist an Karsamstag zur stillen Andacht geöffnet.

Donnerstag, 25. Mai
Ökumenischer Himmelfahrtgottesdienst am Nürnberger Ölberg.