Ausstellung
Die Nacht gebiert Ungeheuer
Die Nacht gebiert Ungeheuer

Der Äthiopische Flüchtling Daniel Heile hat seine Nachterfahrungen in einer Skizze festgehalten.

Die besonderen Nächte des Lebens sind meist jene, in denen man nur wenig schläft. Sei es, weil man jung ist und die Nacht zum Tag macht, etwas erleben will oder sei es, weil sich der Nachtalb auf einem niedergelassen hat und einem den Schlaf raubt. „Wenn ich in mir keine Ruhe fühl‘, Bitterkeit mein dunkles Herz umspült; ich warte auf den nächsten Tag“ beginnt das Lied „Die Flut“ von Joachim Witt. Jeder von uns, der solche Nächte bereits durchlebt hat, weiß, wie aus Minuten Stunden werden, wie man ohnmächtig daliegt und machtlos in den Gedankenkreisen gefangen ist. Und man sehnt sich nach dem erlösenden Morgen und ahnt, dass diese Nacht nicht spurlos an einem vorüber gehen wird.
Daniel Heile, aus Äthiopien stammend, ist inzwischen anerkannter Flüchtling in Deutschland, aber weiterhin von seiner Tochter und der Mutter des Kindes getrennt. Nach einer dieser bei ihm ungezählten schlaflosen Nächte hat er die Skizze kurz nach seiner Ankunft in Deutschland gemalt. Er hatte eine wahre Odyssee hinter sich: Folter und Verfolgung in Äthiopien.

Die Flucht auf dem mühsamen Landweg mit einer dramatischen Liebesgeschichte: Trennung von der schwangeren Frau, von der er – selbst in Nürnberg gelandet – wie durch ein Wunder erfährt, dass sie in Norwegen ist und ihnen eine Tochter geboren wurde. Seither leben sie voneinander räumlich getrennt. Im Sommer konnte Daniel Heile seine Familie aber zum ersten Mal besuchen.
Zu unserer Kirchengemeinde kam Daniel Heile im Advent 2015 über den Künstler Harald Kienle. Mit ihm zusammen gestaltete er einen Altar, in dem er seine Geschichte verarbeitet und biblisch deutet. Auch in seinen schlaflosen Nächten – so deutet Daniel seine Skizze, die im Original mit Bleistift auf einem DIN A3 großen Papier gezeichnet ist – wenn all die Ungeheuer wieder aus seinem Kopf entspringen, weiß er sich von Gottes schützender Hand geborgen.
Mitte Dezember endet Daniel Heiles Zeit als BFD mit Flüchtlingsbezug in der Kirchengemeinde von St. Egidien. Er hat in der Zeit viele Einblicke gewinnen können, hat die Gemeinde bei dem Projekt des Feierabendmarktes tatkräftig unterstützt und auch die Aufgaben eines Mesners kennengelernt. Ihm wiederum wurde dadurch viel Hilfe und Unterstützung vor allem durch die Kirchenvorsteherin Eva Lachner, das Ehepaar Dr. Jäger und nicht zuletzt die Mesnerin von St. Egidien, Christa Kelp zuteil, die ihm neben zahlreichen anderen Menschen dabei helfen, dass die Ungeheuer der Nacht nicht immer auch den Tag bestimmen müssen.
Ihm und all seinen Unterstützern danken wir ganz herzlich!

Text: Martin Brons, Bild: Daniel Heile
INFO
Im Rahmen der Egidienvesper vor dem
3. Advent, am Samstag, dem 16. Dezember,
18 Uhr, wird Daniel Heile offiziell aus seiner Stelle als BFD mit Flüchtlingsbezug an
St. Egidien verabschiedet.
Sie sind herzlich dazu eingeladen!