Cityreformation damals
Sebalder Prediger mit umstrittenem Privatleben
Dominikus Schleupner

Reformation heute? Impulsfrage:
Wie hilft mir mein Glaube,
um reflektiert und kritisch
Dinge zu beurteilen?

Dominikus Schleupner, um 1483 im schlesischen Neisse geboren, war Sohn eines Goldschmiedes, dem es gelang, durch die Hilfe wohlhabender Förderer zu studieren.
Sebalder Prediger mit umstrittenem Privatleben

1519 kam er in Wittenberg in Kontakt mit reformatorischen Gedanken. Bereits drei Jahre später empfahl ihn Luther für die freigewordene Stelle des Predigers an St. Sebald, wo er sich ab 1522 einen Namen machte.

Vor allem zwei Faktoren waren dafür verantwortlich: Zum einen war Nürnberg von 1522 bis 1524 Stadt der Reichstage, weshalb Politiker und Geistliche aus allen Teilen des Reiches seine Gottesdienste besuchten, unter ihnen auch prominente Persönlichkeiten wie der Bamberger Bischof Weigand von Redwitz und der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise.
Letzterer war zwar Befürworter der Reformation, im gesamten Reich jedoch galt zu dieser Zeit das Wormser Edikt, demzufolge gegen alle vorgegangen werden sollte, die die reformatorische Lehre verbreiteten.

Diese Bestimmung musste eigentlich auch in Nürnberg durchgesetzt werden. Hier schränkte der Rat die Prediger aber nicht ein, sondern er unterstützte sie vorsichtig und hinderte die Bevölkerung nicht daran, ihre Predigten zu hören. In St. Sebald ging der Zulauf zu den Gottesdiensten sogar so weit, dass im November 1523 eine zusätzliche „Empore“ eingebaut wurde, um genug Platz in der Kirche zu schaffen.
Kein Wunder, dass Dominikus Schleupner beim Religionsgespräch 1525 als einer der wichtigsten Verfechter der evangelischen Lehre auftrat.

Aber nicht nur als Pfarrer an einer der wichtigen Kirchen der Stadt wurde Schleupner bekannt.
Über die Grenzen Nürnbergs hinaus gewann er durch seine Tätigkeit als Gutachter Einfluss.
In den frühen Jahren der Reformation ging es darum, sämtliche Bereiche des kirchlichen Lebens darauf hin zu überprüfen, ob sie mit der reformatorischen Lehre vereinbar waren. Zusammen mit seinem Lorenzer Kollegen Andreas Osiander wurde Schleupner deshalb durch den Rat konsultiert, wenn es um Gottesdienstordnung, Abschaffung von Feiertagen, Umgang mit den Klöstern, Armenversorgung und vieles andere ging.

Gleichzeitig sah sich der Rat genötigt, Gruppen und Einzelpersonen kritisch im Auge zu behalten, die den Begriff „Reformation“ anders verstanden als Luther, an dessen Vorstellungen man in Nürnberg festhielt. Auch an dieser Stelle war der Sebalder Prediger beratend tätig, indem er im Auftrag der Nürnberger Obrigkeit z. B. Verfechter der Erwachsenentaufe oder Schriften von Anhängern Thomas Müntzers begutachtete.
Da Nürnberg bis in die dreißiger Jahre des 16. Jahrhunderts eine Vorreiterrolle unter den evangelischen Städten und Territorien einnahm, gewannen die Stellungnahmen Schleupners auch über die Grenzen der Reichsstadt hinaus an Bedeutung.

Wie ernst Schleupner für sich persönlich die Überzeugungen der Reformation nahm, wurde noch vor dem Religionsgespräch im März 1525 sichtbar: Als erster der Nürnberger Prediger gab er den Zölibat auf und sorgte für ungeheueres Aufsehen, indem er die Bürgers-
tochter Dorothea Schmidtmayer heiratete – Luther schloss seine eigene Ehe erst mehrere Monate später.

Als Dorothea Schmidtmayer im Sommer 1527 starb und Schleupner wenige Monate später eine zweite Ehe mit der Tuchmachertocher Margareta Apel einging, geriet er selbst ins Visier der Öffentlichkeit, da ihn einer der prominentesten Vertreter der altgläubigen Lehre in Nürnberg, Willibald Pirckheimer, deshalb scharf angriff.
Pirckheimers schriftliche Attacke führte dazu, dass Luther und andere Reformatoren öffentlich Stellung für Schleupner bezogen, der nun nicht mehr seiner Predigten, sondern seines Privatlebens wegen zum Gegenstand des öffentlichen Gesprächs wurde.
Dies hinderte ihn nicht daran, weiterhin seinen bewährten Tätigkeiten nachzugehen, einige Jahre später allerdings von der Katha-
rinenkirche aus, wohin er 1533 wechselte.
Nach seinem Tod am 3. Februar 1547 wurde er auf dem Rochusfriedhof begraben.

Text: Petra Seegets
Bild: Wikipedia