Gesellschaft
Einfach nur wir und einfach nur Er!
Feierabend

Ein ziemlich altmodisches Wort für viele. Das ist die Zeit, nachdem alle Hausarbeit erledigt ist, nachdem die Kinder schlafend im Bett liegen, nachdem der Schreibtisch fit für morgen gemacht ist und bevor man ins Bett hüpft. Also etwas absolut Alltägliches! Oder?

Die Zeit nach dem Tag und vor der Nacht. Eine nicht repräsentative Umfrage in St. Jakob hat ergeben, dass diese Zeit mit Ritualen angefüllt ist. Ich selbst liege auf der Couch und glotze Fernsehen. Keine Dokumentation, keine Wissens-Sendung, dafür aber im Augenblick ein Dart-Turnier. Es hält mich ziemlich lang wach und entspannt mich ungemein. Ich gestehe, ich bin eine echte Fernsehtante nach der Arbeit.

Andere trinken z.B. Tee. Eine Tasse muss unbedingt vor dem Bett noch sein, sonst wird das mit dem Schlafen nichts. Der Hinweis des Ehemannes, auf die Tasse Tee zu verzichten und dafür schneller ins Bett zum Schlafen zu kommen, brachte Frust mit sich. Er schlief und sie zählte Schäfchen zum Runterkommen.
Eine andere Variante ist die Badewanne inkl. einer Packung Chips. Absolut empfehlenswert zum Runterkommen, schwieriger, wenn man abnehmen möchte. Oder wie wäre es mit einem Feierabendbier oder dem berühmten Glas Wein?

Es wäre anzunehmen, dass viele in dieser Zeit noch das Handy in der Hand halten, schnell noch eine Whattsapp schreiben, auf „Like“ – Daumen hoch drücken, einen Kommentar abgeben und die letzten Instagram Bilder checken?
Auch eine Möglichkeit für den Feierabend!

Vermutlich finden Sie diese kleine Betrachtung banal. Es ist ja auch wenig spektakulär, wenig religiös, wenig spannend! Vielleicht steckt genau darin der Reiz dieser Zeit, die wir alle tagtäglich brauchen. Zeit zum Runterkommen, zum Abschalten, zum Gedankensortieren, zum Selbst sein.

Dieses kleine Zeitfenster unterliegt noch keinem Optimierungswahn. Sie ist einfach da, geschenkte, gelebte und gefühlte Zeit, in der nur ich bin mit meinem Bedürfnis. Herrlich! Zeit, in der alles abgestreift wird, was mich den Tag über in Beschlag nimmt. Wie wäre es, wenn genau das die Zeit ist für göttliche Gedanken? Gottes Einflugschneise, weil wir nicht abgelenkt sind durch Arbeit, Sport, Familie oder Partnerschaft. Martin Luther, ein workaholic, hat seinem Freund Philipp Melanchthon geschrieben: „Man dient Gott auch durch Müßigsein, ja vielleicht durch nichts so sehr als damit!“. Diese Idee klingt simpel und verlockend:

Einfach nur wir und einfach nur Er!

Text: Simone Hahn, Fotos: iStockphoto.com