Musik
500 Jahre Kirchenmusik an St. Sebald
500 Jahre Kirchenmusik an St. Sebald

Am Ende des Zweiten Weltkrieges war St. Sebald wie fast die ganze Nürnberger Altstadt zerstört. Am 2. Februar 1945 wurde die Orgel, die wahrscheinlich älteste noch spielbare Orgel der Welt, ein Raub der Flammen. Nur zwei kleine Figuren und der »Rohraffe« fanden sich im Schutt.

500 Jahre Kirchenmusik an St. Sebald schienen plötzlich an ein gewaltsames Ende gekommen. Schon seit dem 15. Jh. gab es eine Orgel in St. Sebald, ein sicht- und hörbares Zeichen für den Reichtum der Stadt. Sie war hoch oben an der Westwand des südlichen Seitenflügels aufgehängt, wo man noch den jetzt vermauerten Zugang erkennen kann. Mit der Reformation wurden der Gemeindegesang und die musikalische Ausgestaltung des Gottesdienstes immer wichtiger. 

Und so wurde die Orgel auch mehrfach verändert und den sich verändernden Bedürfnissen angepasst. Hier in St. Sebald wirkten in ganz Deutschland berühmte Organisten, der bekannteste ist sicher Johann Pachelbel, 1691–1706 Organist an St. Sebald, ein enger Freund der Familie Bach.

Das Ererbte zu bewahren und immer wieder Neues zu wagen, dafür stand diese Orgel 500 Jahre lang. Das schien nun zu Ende. Als die Waffen endlich schwiegen, erklang aber in den Trümmern der Kirche »Die Schöpfung« von Joseph Haydn als Zeichen der Zuversicht und Hoffnung. Der Wiederaufbau der Kirche begann – und schon 1947 konnte provisorisch eine ältere Orgel aufgestellt werden. So wurde St. Sebald vor 70 Jahren, im Jahre 1951, zu einem der Geburtsorte der Internationalen Orgelwoche Nürnberg (ION). Auch hier galt es nun ganz neu: Das Ererbte bewahren und Neues wagen. Um endlich wieder für Gottesdienste und Konzerte eine eigene Orgel in St. Sebald zu bekommen, wurde 1971 mit großer Resonanz in der Nürnberger Gesellschaft der »Verein zur Förderung der Kirchenmusik an St. Sebald« gegründet. Allen voran haben Werner Jacob, seit 1969 Organist an Sebald sowie viele Jahre lang künstlerischer Leiter der ION, und Hanns Helmut Mähner, der langjährige Vorsitzende des Vereins, dieses Ziel mit viel Energie verfolgt. Nach nicht einmal fünf Jahren konnte am 29. Oktober 1975 die neue Orgel festlich eingeweiht werden. 

Von Anfang an hatte der Verein in seiner Satzung aber auch festgelegt, die Kirchenmusik an St. Sebald zu unterstützen, und hier werden ausdrücklich die Konzerte genannt. Seither ist die Kirchenmusik an dieser Kirche in der erwarteten Qualität ohne die Unterstützung des Vereins nicht denkbar. Es gelang die Anschaffung eines Konzertcembalos und – gemeinsam mit der Gemeinde – einer Truhenorgel, vor allem auch für die Gottesdienste im Westchor.

 Auch nach 50 Jahren gilt unvermindert: Kirchenmusik braucht engagierte Hilfe und Unterstützung. Und wie seit 500 Jahren gilt auch heute und in Zukunft für die Kirchenmusik: Das Ererbte bewahren und immer wieder Neues und Unbekanntes wagen – dazu will auch für die Zukunft der »Verein zur Förderung der Kirchenmusik an St. Sebald« beitragen.

Text: Prof. Dr. Hanns Christof Brennecke, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Kirchenmusik an St. Sebald e.V.
Artikelfoto: Archiv St. Sebald

INFO

Verein zur Förderung der Kirchenmusik an St. Sebald e.V.
Burgstr. 1–3, 90403 Nürnberg
sebaldkirchenmusikverein@gmail.com
Tel. 0911-9885975
Präsident: Landesbischof i. R. Dr. Johannes Friedrich
Vorsitzender: Prof. Dr. Hanns Christof Brennecke
1. Stellvertreter: Prof. Dr. Jörg Krämer
2. Stellvertreter: KMD Bernhard Buttmann
Schatzmeisterin: Steuerberaterin Dipl. Kauffrau Ilona Schulze

Spenden:
Sparkasse Nürnberg
IBAN FE61 7605 0101 0001 5422 06
BIC SSKNDE77XXX