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Alles koscher oder was?
Alles koscher oder was?

Koscher bedeutet wörtlich „geeignet“. Es geht bei dem, was nach jüdischer Tradition koscher ist („Kaschrut“), oft um das Essen. Aber auch für Kleidung und anderes gibt es Vorschriften. Bei den Speisegeboten gibt es einige Grundregeln, die aus der Bibel kommen. Daneben haben sich eine Fülle von Einzelheiten entwickelt, die diese Grundregeln näher beschreiben.
Ein paar Regeln: Weil das Blut als symbolischer Ort des Lebens gilt, ist Blutgenuss nicht erlaubt.
Nur speziell ausgebildete Fachleute dürfen nach genau festgelegten Regeln die rituelle Schlachtung durchführen, damit das Fleisch kein Blut mehr enthält. Oberstes Gebot ist dabei, dass die Tiere beim Töten nicht leiden dürfen. Der Vorwurf, dass die rituelle Schlachtung ohne Betäubung – auch „Schächten“ genannt – grausam ist, ist ein altes antisemitisches Gerücht.
Von den Landsäugetieren sind solche Tier-
arten koscher, die wiederkäuen und gespaltene Hufe haben. Rinder sind also erlaubt, weil sie beides haben, Schweine nicht, weil sie nicht wiederkäuen. Bei Vögeln sind Hausgeflügel und zahme Vögel erlaubt. Bei Fischen sind solche Arten geeignet, die sowohl Flossen als auch Schuppen haben. Forellen haben beides, sind also koscher, Aale, die keine Schuppen haben, sind verboten. Meeresfrüchte, Reptilien und Insekten sind grundsätzlich nicht zum Verzehr geeignet.
Milchige und fleischige Speisen dürfen nicht zusammen gegessen werden. Eier, Obst,
Getreide und Gemüse, aber auch Fisch sind neutral und können mit beidem kombiniert werden. Bei Eiern gilt: Erlaubt sind Eier von erlaubten Tierarten, also beispielsweise Hühnereier. Verboten sind etwa Schildkröteneier.

Mit der Frage, wie verbindlich diese Regeln für sie sein sollen, gehen Jüdinnen und Juden ganz unterschiedlich um. Die Bibel selbst gibt keine Begründung für die Speisegebote. Ihren Wert haben sie nach der Überzeugung vieler aber trotzdem: Speisegebote zwingen beispielsweise zu einem bewussten Umgang mit Lebensmitteln.

 

Text: Axel Töllner
Der Autor ist Pfarrer und Beauftragter der bayerischen Landeskirche für den christlich-jüdischen Dialog.
Bild: iStockphoto.com