Titelthema
Angebot für Nürnberg und die Welt
Angebot für Nürnberg und die Welt

An einem Dienstag im Advent hatte ich die Besucher*innen unserer Kurzandachten spontan gebeten, beim Herausgehen einen Satz über die Kurzandachten zu sagen: 

„Danke für dieses Angebot! Ich komme immer mal wieder extra dafür hierher!“ 

Ursula C., Mögeldorf

Über dieses erste Statement habe ich mich besonders gefreut, weil es den Kern unseres Selbstverständnisses trifft: Unsere tägliche Kurzandacht ist ein Service für die ganze Stadt. Auch für Mögeldorf.

„Wir sind aus Berlin. Wir fanden’s toll!“

Anonym

Was ist das, was diese lustige Familie aus der Hauptstadt toll fand? Was ist eine Andacht? Dieses Wort kommt im normalen Leben eher selten vor und vielleicht schaffen wir es auch, es eines Tages durch ein weniger kirchliches Wort zu ersetzen. Jedenfalls erlebte diese Familie am fraglichen Dienstag zusammen mit etwa 45 weiteren Besucher*innen eine Viertelstunde, die sich wochentäglich etwa so wiederholt: Ein jahrhundertealtes, warmes Geläut begleitet das Hineingehen. Angekommen nimmt man Platz, umfangen von einem Raum, der im Reiseführer auch „Traum in Gotik“ genannt wird. Dann ist die Orgel zu hören, die Besucher*innen werden begrüßt und eingeladen, zwei bis drei Strophen mitzusingen. Mittelstück ist dann ein Impuls: Ein Gedanke oder ein paar Gedanken zur Tageslosung oder ein Kommentar zum Zeitgeschehen. Drei bis vier Minuten lang. Dann nochmal Orgel, anschließend Gebet, Vaterunser, Segen, Nachspiel und das war’s. Ruhig. Kurz. Unaufgeregt. Und viel öfter als am Sonntag entwickelt sich noch ein Gespräch an der Pforte, wo der oder die Pfarrer*in meistens bereitsteht.

Das also ist eine Andacht. Eine Möglichkeit zur Rast und zum Mitdenken. Zum Hören und Sehen.

„Wir kommen mehrmals im Jahr nach Nürnberg. Die Lorenzer Kurzandacht gehört inzwischen immer dazu, sie ist immer ein spirituelles Leckerli!“

Walter H., Pfalz 

Keine schlechte Idee, sie zukünftig „Leckerli“ zu nennen, oder?

„Ich bin so dankbar, dass es die Kurzandachten gibt“

Mitarbeiterin aus St. Lorenz

Schön, dass das eine Mitarbeiterin kürzlich sagte (zugegebenermaßen zur Online-Version unserer Andacht). 

„Ohne die Kurzandachten wäre ich nicht so gut durch die letzten zwei Jahre gekommen.“

Anonym

Und genau dafür gibt sie es. Sie sind das Angebot einer Citykirche für die ganze Stadt.

„15 Minuten Anstoß zum Nachdenken. Danke Euch dafür!“

Ingo D.

Wir glauben, dass man diese Art der Andachten mitten in der Stadt erfinden müsste, wenn es sie nicht schon gäbe. Dieses kurze Leckerli passt von der Zeit gerade noch so in unsere hektische Zeit. Mehr wäre zu viel. Aber so tut es gut.

Es gibt ja durchaus Angebote der Kirche, die die Menschen grundsätzlich prima finden. Gut, dass sie stattfinden. Es gibt so ein gutes Gefühl, dass man weiß: Man könnte hingehen, aber es findet auch statt, wenn man selbst nicht hingeht. Vielleicht ist es mit den Kurzandachten auch so, dass es einfach gut- tut, dass da einige wenige das Ritual feiern, dass die Glocken läuten, die Vater-Unser-Glocke über die Stadt hallt. 

Aber wir Pfarrer*innen haben schon den Anspruch, dass es besser wäre, wenn man auch hinginge. Denn unsere Impulse sind Denkanstöße, stiften Frieden, ermutigen zu neuem Denken oder zu neuen Schritten. Der schöne Raum massiert die Seele sanft, und die zweitgrößte Orgelanlage Deutschlands predigt manchmal nachdrücklicher, als Worte das könnten. Wobei wir durchaus versuchen, auch unsere Worte zeitgemäß zu wählen.

An besagtem Dienstag meinte eine ältere Dame, die nicht genannt werden möchte, mit feuchten Augen: 

„Zum Alt-Werden gehört fei Mut und Zuversicht! Darum bin ich heute gekommen und es hat mir wieder geholfen!“

Anonym

Dass unser Schöpfer uns klasse findet, dass wir geliebt und zu hundert Prozent gewollt sind: das müssen wir immer wieder gesagt bekommen. Als Pfarrer sage ich das oft, aber ich muss es auch selber immer wieder gesagt bekommen und hören. Und der Service der Kurzandacht bietet genau das an: Nürnberger*innen, lasst euch daran erinnern: Gott liebt euch, es gibt keinen Grund, sich zu fürchten.

Apropos Nürnberger*innen. Wir können uns nicht beklagen, denn die Andachten sind oft gut besucht. Aber da sind dann nicht nur die Einheimischen vertreten. In der Lorenzkirche trifft sich in diesen 15 Minuten nicht selten die weltweite Ökumene zum Gottesdienst: die Gruppe polnischer Marienschwestern, ein dynamischer Buddhist, Muslime, ein orthodoxer Grieche, Freikirchler. Ich finde diese Mischung reizvoll. 

Vor einigen Jahren schon sagte mir ein koreanischer Besucher, dass er das Deutsch zwar nicht verstanden hätte, sich jetzt aber nach den 15 Minuten erfrischt und aufgeladen fühle. 

„Die Lorenzer Kurzandacht – eine Tankstelle für die Seele – ich liebe diese Andachten.“ 

Elsbeth C. 

Die Kurzandachten sind nicht nur ein Service für die ganze Stadt – sie sind auch ein Angebot von der ganzen Stadt. Neben den Lorenzer Musikern und Pfarrer*innen helfen dankenswerterweise auch Pfarrer*innen und Organist*innen aus der ganzen Stadt mit, dass wir die Andacht täglich anbieten können. 

„Wussten Sie vorher schon, dass Ihre Orgel Vogelstimmen machen kann?“ 

Sandro K., Fürth 

Text: Jan Martin Depner
Foto: Madame Privé

INFO:

Montag bis Freitag gibt es in der Lorenzkirche um 17 Uhr eine viertelstündige Andacht. Jeden Donnerstag findet um 18.30 Uhr ein kurzer Abendmahlsgottesdienst statt.