Innenstadt
Reformationsbummel
Anleitung zu einem Reformationsbummel

Ausgangpunkt bildet der Innenhof des früheren Klaraklosters in der Königstraße, von dem die ehemalige Klosterkirche St. Klara noch erhalten ist. Nach Einführung der Reformation in Nürnberg (1525) wehrte sich dort die Äbtissin Caritas Pirckheimer widerspenstig gegen Repressionen, die sich gegen das Kloster richteten. Das Ende des Klosters konnte sie zwar nicht verhindern, jedoch Bestandsrecht bis zum Ableben aller damaligen im Kloster befindlichen Klarissinnen erwirken.
Wir laufen weiter in Richtung Hauptmarkt und machen an der Lorenzkirche Halt, Andreas Osiander gedenkend, der dort um 1522 als Prediger und Reformator gewirkt hat. Er stand hinter der Lehre Martin Luthers und hatte in Nürnberg die Reformations-Weggefährten Albrecht Dürer, Willi-
bald Pirckheimer, Lazarus Spengler und Hans Sachs an seiner Seite.
Unser Weg führt uns weiter in Richtung Hans-Sachs-Platz. Hier wollen wir an „Die Wittenbergisch Nachtigall“ erinnern. Hans Sachs war neben seiner Profession als Schuhmacher auch noch begeistert als Spruchdichter und Meistersinger am Wirken und er beschäftigte sich mit Luthers Lehre. 1523 erschien sein berühmtes Spruchgedicht:

„Wacht auff es nahent gen dem tag
Ich hör singen im grünen hag
Ain wunnigkliche Nachtigall
Jr stymm durchklinget berg vnd tall…“

Mit der Nachtigall ist Martin Luther mit seinen Lehren gemeint, welche Sachs nicht zuletzt mit seinen poetischen Schriften unterstützte.
Unser Weg führt uns weiter zum Rathaus. 1525 fand im Großen Saal das Nürnberger Religionsgespräch zwischen Altgläubigen und Evangelischen statt. Kontrovers behandelte es die Frage, ob die Reformation eingeführt werden soll und stellt ein Schlüsselereignis für Nürnberg dar. Nachdem die altgläubige Seite unterlag, schloss sich der Rat der Stadt schlussendlich der Reformation an.

Zu St. Sebald hinüberschreitend, verwundert es, dass trotz Reformation noch so viele Marienbilder zu sehen sind und noch immer ein katholischer Heiliger im Schrein liegt. Über dem Marienportal sehen Sie neben Mariendarstellungen auch Philipp Melanchthon und Martin Luther als Figuren. Dieses Nebeneinander könnte man als Zeichen gegenseitiger religiöser Toleranz verstehen.

St. Sebald und St. Lorenz führen einem eindrücklich vor Augen, dass die Reformation in Nürnberg ohne Bildersturm stattfand.
Kurz zur Burg emporblickend, kann man sich die Gratwanderung vor Augen führen, die Nürnberg zwischen Einführung der Reformation und Kaisertreue gehen musste, zumal dieser katholisch war und auch eingedenk vieler Privilegien, nicht zuletzt als Stadt der Reichstage.

Begeben wir uns zum Egidienplatz, wo wir uns am ältesten Kirchenort Nürnbergs befinden und an das Benediktinerkloster Nürnbergs erinnern, das unter Abt Pistorius den mutigen Weg der Selbstauflösung ging. Die Klosterkirche war der Vorgängerbau der heutigen Barockkirche. Luther soll 1517 in ihr gepredigt haben.
An dieser Stätte wurde seinerzeit die Schulreform in Nürnberg initiiert. Philipp Melanchthon begründete hier das erste Gymnasium in Deutschland – ablesbar am heutigen Melanchthonsmerkmal.
Unser Weg führt uns über den Hauptmarkt zurück, wo rechterhand die Augustinerstraße zu einem Parkhaus führt. An dieser Stelle stand früher das Augustinerkloster, Keimzelle und Ausgangspunkt der Reformation in Nürnberg. Dort hatte Luther übernachtet, Staupitz gepredigt.

Abschließend machen wir uns zu St. Jakob auf. Hier, wo lange Zeit katholische Messe gefeiert wurde, werden wir an die besondere Geschichte des Deutschherrenordens erinner: St. Jakob wurde während der Reformationszeit zwar zur evangelischen Stadtkirche, die Kirche blieb zunächst aber in Händen des katholischen Deutschen Ordens. 1810 wurde St. Jakob evangelische Stadtpfarrkirche.
Ein Stadtspaziergang macht Nürnbergs zentrale Funktion in der Reformationszeit bewusst: Die Orte der Reformationszeit und Wirkstätten bedeutsamer Reformatoren haben eine Wirkung entfaltet, die bis heute prägend ist. Bei allem Ringen, das es gegeben haben mag, schimmert doch auch ein verbindendes Glaubenslicht durch: Indem Christen sich schon damals im Glauben an Gott auf sie verbindende Zeichen besonnen haben. So ist auch heute noch etwas von der Reformation vor Ort spürbar, an Plätzen, in Kirchen und im ökumenisch miteinander geteilten Glauben.

Text: Diana Schmid
Karte: Madame Privé