Auch im ‚Ausweichquartier‘ von Café und Ökumenischer Basisgemeinde des Lorenzer Ladens geht es vor allem um eins: Raum zu schaffen für die zwischenmenschliche Begegnung und die Begegnung zwischen Mensch und Gott.

Doch. Der Lorenzer Laden kann auch Südstadt. Als im Juli 2015 der umbaubedingte Auszug aus dem Pfarrhof am Lorenzer Platz anstand, war große Unsicherheit zu spüren. Wohin ausweichen?  Wo Zwischenquartier nehmen? Für den Weltladen war zum Glück ein standortnahes Ladenlokal in der Nonnengasse gefunden worden. Aber das LoLa-Café? Und unser Freitagsgottesdienst? Lassen sich Menschen und soziale Netze ebenso leicht verlagern wie fair gehandelte Lebensmittel und Kunsthandwerk?
Zugegeben: auch ein Weltladen ist ein soziales Netz und auch die Kundinnen und Kunden mussten den neuen Weg um die Ecke erst einmal finden und ihn dann auch gehen. Auch wenn es nur 100 Schritte um die Ecke sind. Aber in die Südstadt? Jenseits der Gleise? Da sind doch Welten dazwischen!

Doch wir wurden eines Besseren belehrt: das Netz hielt. Die Fäden, die die Cafégäste und die GottesdienstbesucherInnen verbanden, waren stabil genug. Beziehungen zwischen Menschen – stärker als eine Beziehung zu einem angestammten Ort. Und sie fanden sich wieder ein: die Kaffetrinker, Zeitungsleser und Schachspieler. Und die Sehnsüchtigen nach sozialer Nähe und einem guten Gespräch. Die Hilfesuchenden und die Gottsuchenden.

Die Lebendigkeit und Buntheit, die die Café- und Gottesdienstarbeit so besonders machen, sie ist eingezogen in den Cafébereich der Christuskirche und in die Kapelle im alten Kirchturm nebenan. Jeden Freitag. Und jeden Montag im Gemeindesaal von St. Elisabeth am Jakobsplatz. Plötzlich ein Netz, das sich ausdehnt, das nicht nur an einem Punkt existiert, sondern einen Teil der Innenstadt überspannt. Und aus der Zwischenlösung wurde Zwischenheimat.
Mir hat diese Erfahrung die Augen geöffnet, dass nicht der Raum allein entscheidend ist, ob Begegnungen gelingen. So sehr eine gute Lage und ein atmosphärisch ansprechendes Ambiente es unterstützen können, dass Gäste und Besucher sich wohlfühlen und gerne vorbeischauen. Was zwischen den Menschen passiert, ist es, was die Herzen aufgehen lässt. Was Verbundenheit schafft. Was einen Raum eröffnet. Für alles, was freut und bedrückt. Und was Gott einlädt, sich einzumischen in unser Leben.

Immer wieder ist es ja die Frage, wo Gott sich eigentlich finden lässt. Wo sein Ort ist. In den Exerzitien auf der Straße fragen wir sehr konkret danach, wo „ein Dornbusch brennt“ in der Stadt. Wo es einem wortwörtlich die Schuhe auszieht. Wo heiliger Boden ist. Manche entdecken ihn mitten im Leben. Manche auf der Grenze. Manche an den Rändern. Aber sein liebster Ort scheint mir: das Dazwischen.

Text: Thomas Zeitler
Foto: privat

Herzliche Einladung!

Jeden Montag von 16 bis 18 Uhr
Begegnungscafé des Lorenzer Laden
Pfarrsaal St. Elisabeth, Jakobsplatz 17

Jeden Freitag von 16 bis 18.30 Uhr
Begegnungscafé des Lorenzer Laden
Christuskirche, Siemensplatz 2

Jeden Freitag um 19 Uhr
Gottesdienst der Basisgemeinde
Turmkapelle Christuskirche, Siemensplatz 2

Weitere Infos zu Veranstaltungen im Netz: lorenzerladen.mws3.de