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Oliver Mally – Leitender Sekretär, CVJM Nürnberg e.V.
Dankbarkeit und Zufriedenheit

Herr Mally, was war Ihr größter Kindheits-
traum?

Vielleicht ein bisschen zu klischeehaft, aber als kleiner Junge hab ich selbstverständlich von einer Karriere als Fußballstar geträumt. Die Poster in meinem Zimmer, meine Bettwäsche und mein Kleiderschrank waren beste Zeugen dafür, dass ich den Gedanken tatsächlich eine gewisse Zeit ernsthaft verfolgt habe. Wenn ich mir die professionelle Sportwelt heute so anschaue, bin ich aber sehr froh, dass der CVJM mein Arbeitgeber geworden ist und nicht der 1. FCN und Co.

Welche Ihrer Träume der Vergangenheit haben sich erfüllt?

Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wann es losging, aber irgendwann machte sich bei mir der Traum breit, einen Teil meines Lebens im Ausland zu verbringen und meine Liebe für Menschen, andere Kulturen und für Gott damit zu verbinden. Ich habe bereits mein Anerkennungsjahr in Kolumbien verbracht; so war eine gewisse Offenheit da für den Fall, dass ich bzw. wir als Familie noch einmal einen Ruf von Gott verspüren sollten. Letztendlich haben wir uns dann für knapp fünf Jahre nach Peru aufgemacht und durften neben unserem Dienst im CVJM ganz tolle Menschen und faszinierende Landschaften kennenlernen. Auch die Erfahrung, einen 6.000er zu besteigen, gehörte dazu. Und da unsere Tochter in Südamerika geboren wurde, werden wir auch tagtäglich an viele der dort verwirklichten Träume erinnert.

Wie gehen Sie damit um, wenn sich Ihre Träume nicht erfüllen?

Keine Frage: Zerplatzte Träume sind eine absolute Enttäuschung. Wie sehr es mich wurmt, hängt natürlich von der jeweiligen Tragweite des Traumes ab. Was mich trägt, ist die Gewissheit, dass Gott es unheimlich gut mit mir meint. Daher können sich selbst zerplatzte Träume in Segen verwandeln. Aber das ist deutlich leichter gesagt, als dass ich das in der Praxis immer so leben könnte. 

Grundsätzlich versuche ich meinen Tag und irgendwie auch mein Leben mit der Klammer „Dankbarkeit und Zufriedenheit“ zu gestalten. Bereits am Morgen soll die Dankbarkeit für den Tag, für meine Familie, meinen Gott und so vieles mehr, das ich als selbstverständlich erachte, im Vordergrund stehen. Und abends, wenn sich meine Gedanken darum drehen wollen, was ich alles nicht geschafft habe, wann ich nicht genug gewesen bin, wo vielleicht Träume zerplatzt sind, soll sich Zufriedenheit breitmachen. 

Ihr lebendigster Nach-Corona-Traum?

Wo soll ich da anfangen? Mir fehlen der Teamsport, Umarmungen, Familientreffen, Kinoabende, Konzerte, Ausflüge über die Grenzen der Stadt hinaus und noch vieles mehr. Aktuell wäre ich wahrscheinlich schon einfach nur froh, wenn ich mal wieder mit ein paar meiner engsten Freunde entspannt im Biergarten sitzen könnte.

Wenn Sie sich die Welt erträumen könnten, wie würde sie dann aussehen?

Ich träume von einer Welt, in der viel mehr gemeinsam passiert als in sich immer stärker voneinander abgrenzenden Grüppchen. Ich träume davon, dass Hass und Ungerechtigkeit immer mehr zurückweichen. Ich träume von einer Gesellschaft, die wieder mehr nach Gott fragt und mit ihm rechnet. Und ich träume davon, mal eine Saison zu erleben, in der der Club nicht gegen den Abstieg spielt. 

Interview: Hannes Schott
Artikelfoto: Madame Privé