Weihnachten
Das Nürnberger Christkind
Das Christkind ist ein Teil von mir

Nach Ihrer Wahl zum Nürnberger Christkind haben Sie gesagt, es sei ein Traum in Erfüllung gegangen. Sehen Sie das ein Jahr danach noch genauso?  

Ammon: Ja, auf jeden Fall. Das war schon immer mein Kindheitstraum. Dass ich im Dezember wieder das Christkind sein darf, ist unbeschreiblich.

Das ist nur die eine Seite. Nürnberger Christkind zu sein, ist auch eine Ochsentour zwischen dem Prolog bei der Eröffnung des Christkindlesmarktes und dem Heiligen Abend.
Das sind rund 120 Termine, bei denen Sie immer präsent sein müssen und immer lächeln.

Ammon: Das stimmt. Es fällt am Ende eines Tages und vor Weihnachten immer schwerer, weil ich oft gestresst bin. Natürlich muss das Christkind immer lächeln. Aber das ist ja auch das Besondere am Christkind, dass es stets etwas Schönes rüberbringt.

Das Nürnberger Christkind besucht Kindergärten, Senioreneinrichtungen und andere soziale Institutionen. Jeder Besuch ist anders. Aber alle erwarten vom Christkind, dass ihre weihnachtlichen Träume erfüllt werden. Rebecca Ammon kann diese Träume nicht erfüllen. Das kann nur die Figur, die Sie darstellen: Das Christkind im weiß-goldenen Ornat und mit einer Krone auf dem Kopf. Wie gehen Sie mit diesem Rollenkonflikt um?  

Ammon: Ich verkörpere nicht nur das Christkind, ich bin es in dem Moment auch. Denn ich bin es, die mit den Kindern spricht oder eine Geschichte vorliest. Die Kinder sehen mich nicht als die Person, die ich bin, sondern als das Christkind. Selbstverständlich könnte ich sagen: Ich bin ja eigentlich die Rebecca. Das mache ich aber nicht, denn das Christkind ist ein Teil von mir. Ich muss mir meine Worte gut überlegen, die ich an die Kinder richte. Das kommt immer aus meinem Herzen.   Wenn ich derzeit über den Hauptmarkt laufe, denke ich manchmal, da oben auf der Empore der Frauenkirche stehe ich bald. Die Leute auf dem Markt wissen ja gar nicht, dass ich gerade an ihnen vorbeilaufe. Es ist schon schön, prominent zu sein und dann wieder unerkannt. Das ist ein gutes Gefühl. Das möchte ich nicht missen.

Sie haben im vergangenen Jahr bereits viele Erfahrungen als Christkind gesammelt. Wie bereiten Sie sich auf Ihr zweites Jahr vor?  

Ammon: Im Moment habe ich keine Zeit dafür, weil ich noch das Abitur über die Bühne bringen muss. Aber bald fange ich wieder an, meinen Prolog zu üben. Dabei bekomme ich professionelle Unterstützung. Dann werde ich mich auf die Stimmung im Advent einstellen, Gedichte heraussuchen und weihnachtliche Erzählungen auswählen.

Das stelle ich mir schwierig vor: Sich aufs Abitur vorzubereiten und zugleich die vielen Auftritte und Termine als Christkind wahrzunehmen.  

Ammon: Mit der Schule ist alles abgesprochen. Ich bin im Dezember freigestellt. Aber die Lehrer und die Schule unterstützen mich. Wenn ich eine Frage habe, kann ich eine E-Mail schreiben. Im Januar muss ich dann alles nachlernen und die Klausuren schreiben, die ich verpasst habe. Aber ich bin guter Dinge. Letztes Jahr hat das super funktioniert. Die Lehrer und die Schulleitung sind auf meiner Seite. Ich muss viel nach-
arbeiten, aber ich wusste vorher, worauf ich mich einlasse.

Trotzdem ist das Abitur schon eine besondere Herausforderung. 

Ammon: Ich versuche, das entspannt zu sehen. Es wird schon gut laufen.

Als Christkind sind Sie nicht auf sich allein gestellt. Wer unterstützt Sie in den Wochen vor dem Weihnachtsfest?  

Ammon: Als Christkind antworte ich, dass ich meine Engel im Himmel habe, die mir helfen. Und als Rebecca habe ich ein Organisationsteam an meiner Seite. Da gibt es meine Fahrer, die mir von der VAG zur Verfügung gestellt werden und mich zu allen Terminen bringen. Sie hören mir auch zu, wenn die Türen des Kleinbusses geschlossen sind: Wenn’s mir mal nicht so gut geht, weil ich müde bin oder Halsweh habe. Ich brauche manchmal jemand, auch nach einem schwierigen Termin. Die Fahrer sind eine große Hilfe. Dann gibt es die Mitarbeiter im Staatstheater, die sich um das Ornat kümmern. Die Perücke bekomme ich gemacht und meine Krone aufgesetzt. Im Presseamt ist Susanne Randel die Betreuerin des Christkinds. Sie organisiert alle Termine. Es ist ein total nettes Team und ich freue mich, sie alle wiederzusehen.

Interview: Paul Schremser

Fotos: Presseamt Stadt Nürnberg / Paul Schremser