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Das mag ein Wandel sein
Das mag ein Wandel sein

Diese Verse und erst recht die Melodie sind sicher vielen vertraut: „Lobt Gott, Ihr Christen, alle gleich“ – der Jubel über die Geburt Jesu darf an Weihnachten nicht fehlen. Ein echtes Freudenlied, das gar nicht so getragen gesungen werden muss wie andere „Klassiker“ und locker etwas Tempo und Schwung verträgt. Und dann kommt da diese fünfte Strophe: „Er wird ein Knecht und ich ein Herr; das mag ein Wechsel sein!“ – so lautet der tragende Vers. Was für ein Rollentausch, welche Umwandlung, eine geradezu radikale Umkehrung der Verhältnisse, eine Revolution. Davon haben viele geträumt und dafür gekämpft, vor allem im Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse – doch die biblische Verheißung zielt weit darüber hinaus. Und der „Wechsel“, den Weihnachten bringt, stellt alles andere in den Schatten. Die Erinnerung an diesen Liedtext hilft vielleicht auch beim Blick ins Magazin. Die vorliegende Ausgabe ist dem übergreifenden Thema „Wandel“ gewidmet – was auch mit der Citykirche selbst zu tun hat. Zwar kann sich ein Wandel auch langsam und schleichend und damit scheinbar weniger spektakulär vollziehen als ein dramatischer Wechsel. Aber die Citykirche bringt auf ihre Weise beides zum Ausdruck. Erdacht und maßgeblich konzipiert hatte das Magazin vor 18 Jahren Pfarrer Heinrich Weniger mit engagierten Mitstreitern aus allen vier Innenstadtgemeinden. Es markierte einen Wechsel von den früheren Gemeindeboten hin zu etwas grundlegend Neuem. Für weiteren Wandel sorgten allein schon die wechselnden Akteure. Als Schaufenster und zugleich auch als Motor und Katalysator hat die Citykirche, mit Unterstützung des Dekanats, den Wandel von Kirchen und Gemeinden in der Nürnberger Innenstadt veranschaulicht und begleitet, also das möglichst immer engere Zusammenwirken der vier evangelisch- lutherischen Innenstadtgemeinden. Gefördert werden sollte nicht zuletzt ein Gefühl der Zusammengehörigkeit – wobei gleichzeitig alle ihr Profil bewahren und weiterentwickeln durften und sollten. Trotzdem lassen sich über die reichen Traditionen hinaus St. Lorenz, St. Sebald, St. Egidien und St. Jakob auch als eine Gemeinde begreifen. Vieles ist gewachsen und selbstverständlich geworden. Dabei verstand und versteht sich die Citykirche immer schon nicht nur als Informationsblatt für die eigenen Gemeindemitglieder. Vielmehr sollte und will sie weiter Menschen aus der ganzen Stadt und darüber hinaus ansprechen, die Vielfalt kirchlichen Lebens zeigen – möglichst anregend und auch unterhaltend. Das alles spielt sich ab in einer Welt, die auf viele wie entfesselt wirkt und in der der Wandel für viele zum Mantra geworden ist. Manchen kann es gar nicht schnell genug gehen; und die Erfahrung, dass sich manches viel zu langsam bewegt, ist ja vielen ebenso vertraut. Schon immer aber verursachte der Wandel zwiespältige Gefühle: Mal löst er Ängste, Vorbehalte und Abwehrreaktionen aus, mal wird er gerade frenetisch herbeigesehnt, gepredigt und idealisiert. Sätze wie „Wir wollen unsere Mitarbeiter nicht nur mitnehmen, sondern für den Wandel begeistern“ gehören längst zum Rede-Repertoire von Unternehmensbossen und Managern. Und nun trifft der tiefgreifende gesellschaftliche und kirchliche Wandel die Citykirche selbst mit voller Wucht: Ab dem kommenden Jahr kann das Magazin nur noch viermal im Jahr erscheinen, also im Vierteljahresrhythmus. Das stark geschrumpfte Budget zwingt obendrein zu einer schmerzhaften Konzentration. Dass die finanzielle Situation der Gemeinden nicht mehr Spielraum ließ, ist für das Redaktionsteam traurig und bedrückend. Aber bekanntlich ist nichts so beständig wie der Wandel. Genau das gibt Hoffnung. Auch für die Citykirche in neuer Form und neuer Gestalt – und viele treue Leserinnen und Leser.

 

Text: Wolfgang Heilig-Achneck
Foto: Adobe Stock