Innenstadt
Brot für die Welt
Das Nürnberger Spendenprojekt für „Brot für die Welt“

Sie ist acht Jahre alt. Aber zum Spielen mit anderen Kindern hat Mbale Tarrawallie keine Zeit. Das Waisenkind trägt auf seinem Kopf eine Schale. Die ist voll mit Tabak, Zigarettenschachteln und Kolanüssen. Deren bittere Kerne essen die Männer im Dorf sehr gern.

Jemand ruft ihren Namen. Mbale geht hin, kniet sich in den roten Sand und wickelt ihre Schätze aus. Sie brauche das Geld für ihre Oma, sagt sie, und ergänzt im gleichen Atemzug: „Ich wünschte, ich hätte Zeit zum Spielen.“ Aber sie muss Geld verdienen, damit ihre Großeltern und neun weitere Familienmitglieder auf engem Raum in einem kleinen Häuschen überleben können.

Große Not

Bei uns wäre das unvorstellbar. Aber das ist die Realität vieler Kinder in Sierra Leone. In dem Land an der Atlantikküste muss jedes zweite Kind etwas zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. „Es ist die große Not, die die Angehörigen dazu bringt, ihre Kinder arbeiten zu lassen“, erklärt der Sozialpädagoge, der für die Partnerorganisation von „Brot für die Welt“ arbeitet. Diese Organisation hat es in den vergangenen Jahren mit Hilfe der Spenden aus dem fernen Deutschland geschafft, dass immer mehr Kinder zur Schule gehen können, statt Geld verdienen zu müssen.

Seit einem Jahr hat auch die kleine Mbale einen Platz in der Schule gefunden. Jeden Morgen schlüpft sie in die blaue Schuluniform, die sie von den „Brot für die Welt“-Partnern gestellt bekommen hat. In ihrer Klasse gehört sie zu den Besten. „Das Lernen fällt mir leicht“, erzählt sie. Dieselben Partner unterstützen die Großmutter dabei, dass sie neben ihrem Haus einen kleinen Kiosk betreiben kann, damit ein bisschen Geld hereinkommt.

„Ich möchte Ärztin werden und den Menschen helfen“

Das wäre eine tolle Erfolgsgeschichte geworden, wenn es Corona nicht geben würde. Denn seit Juni sind in Sierra Leone alle Schulen geschlossen. Nach Bürgerkriegswirren, als das Land aus britischer Kolonialherrschaft entlassen wurde, und der Ebola-Epidemie im Jahr 2014 trifft nun COVID-19 das arme Land. 80 Prozent der Einwohner haben weniger als 2 Euro am Tag.

Umso wichtiger ist es jetzt, dass die Projektarbeit von „Brot für die Welt“ weitgehend aufrecht erhalten bleibt. Die Mitarbeitenden der Partnerorganisation vor Ort unterstützen die Landbevölkerung bei der Ernte und der Weiterverarbeitung der Produkte. Und sie besuchen die Kinder jetzt häufiger zu Hause.

Trotz der Corona-Krise gibt Mbale nicht auf und bleibt zuversichtlich. „Wenn ich groß bin“, plant sie, „möchte ich Ärztin werden und den Menschen in meinem Dorf helfen“. Es wird ein langer Weg werden. Aber sie weiß, dass ihre Träume erreichbar sind.

Text: Paul Schremser auf Grundlage der Information von „Brot für die Welt“.
Artikelfotos: Christoph Püschner

GROSSES VERTRAUEN

Allein aus Bayern hat „Brot für die Welt“ im vergangenen Jahr Spenden in Höhe von über 10 Millionen € erhalten. Das sei eine Steigerung um fast 800.000 €, heißt es in einer Mitteilung des Diakonischen Werks Bayern. „Wir sind dankbar für das große Vertrauen“, wird Diakoniepräsident Michael Bammessel zitiert. Mit den Spenden und Kollekten gegen Hunger, Armut und Ungerechtigkeit sei Millionen Menschen geholfen worden. Bundesweit ist die Arbeit des internationalen evangelischen Hilfswerks mit über 64 Millionen Euro unterstützt worden, teilt die Diakonie mit.

Inzwischen liegen auch die Zahlen der Kollekten und der Adventssammlung der Kirchengemeinden des Nürnberger Dekanatsbezirks für 2019 vor. Es sind genau 204.440,36 € gespendet worden. In dieser Statistik sind allerdings Spenden nicht erfasst, die von den Nürnberger*innen direkt an „Brot für die Welt“ überwiesen worden sind.

Text: Paul Schremser
Artikelfoto: Brot für die Welt