Kultur
Staatstheater gastiert in der Vesperkirche
Das Publikum ist hier spontaner

Hans-Peter Frings lobt die besondere Akustik der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche in Lichtenhof. „Der Raum ist für künstlerische Beiträge sehr gut geeignet“, betont der 57-Jährige. Seit 2018 gehört er zur Direktion des Staatstheaters. „In der Vesperkirche kommen viele Genüsse zusammen: Kulinarische und Kunstgenüsse, Austausch und Gespräche. Das inspiriert und belebt auch uns.“

Kulturelle Teilhabe

Frings erlebte die Aufführungen in der Vesperkirche erstmals im vergangenen Winter: „Das Publikum ist spontaner und direkter, als wir es im Theater haben.“ Und es zeige sich sehr dankbar dafür, dass die Künstler aus „ihren fensterlosen Hallen herausgehen“, ergänzt er. Pfarrer Bernd Reuther ist der Sprecher der Vesperkirche. Er betont, dass die Veranstaltungen auch von Menschen besucht werden, die sich eine Theaterkarte normalerweise nicht leisten könnten. „Wenn ich am Ausgang mit dem Körbchen stehe und dort legen Menschen drei Euro ein und bedanken sich mit Tränen in den Augen, dann wird klar, was kulturelle Teilhabe bedeutet“, sagt Reuther.

Denn der Eintritt zu den Kulturveranstaltungen der Vesperkirche ist frei. Am Ende wird dann um eine Spende gebeten. Weil viele Besucher mehr geben können, tragen diese Veranstaltungen immerhin zu zehn Prozent des Gesamtetats der Vesperkirche bei. Der liege bei rund 180.000 Euro, verrät der 56-jährige Theologe.

Dem Nachwuchs eine Chance

Das kann freilich nur funktionieren, weil das Staatstheater für seine Gastauftritte bei der Vesperkirche nichts in Rechnung stellt, aber trotzdem etwas davon habe, hebt Direktionsmitglied Frings hervor: „Im internationalen Opernstudio haben ausgebildete Nachwuchssänger die Möglichkeit, sich ohne Prüfungsdruck zu präsentieren.“ Das Konzert am 26. Januar um 17 Uhr nennt sich „Alte Opern – junge Stimmen“.

„Das Besondere für die Künstler ist das ganz andere Publikum“, weiß Reuther aus der Vergangenheit. Bei den Konzerten hat er bis zu 450 Besucher gezählt.

Aus der Zusammenarbeit zwischen der Kirchengemeinde und dem Staatstheater hat sich unterdessen ein Folgeprojekt ergeben. „Im März werden wir mit der Kammeroper „Weiße Rose“ von Udo Zimmermann in der Gustav-Adolf-Kirche gastieren“, kündigt Hans-Peter Frings an.

Für Bernd Reuther ist das der Erfolg langjähriger Netzwerkarbeit im Stadtteil: „Das dient dem lebendigen Miteinander, für das wir als Kirche in der Südstadt da sind.“

Text: Paul Schremser
Artikelfoto: Thomas Karl Meissner

Kulturprogramm der Vesperkirche Nürnberg

Sonntag, 12. Januar 2020, 17 Uhr
„Schön von hinten“ – Konzert mit neuem deutschem Liedgut

Sonntag, 19. Januar 2020, 17 Uhr
„Hänsel und Gretel“ – Musik aus der Oper von Engelbert Humperdinck mit der
Orchesterakademie der Staatsphilharmonie

Sonntag, 26. Januar 2020, 17 Uhr
„Alte Opern – neue Stimmen“ mit dem internationalen Opernstudio am Staatstheater

Sonntag, 2. Februar 2020, 17 Uhr
„Musikalische Rollenspiele“ mit dem Opern-
ensemble des Staatstheaters

Sonntag, 9. Februar 2020, 17 Uhr
Universitätsorchester Erlangen: Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy und
Johannes Brahms

Weitere Informationen unter vesperkirche-nuernberg.de/kulturprogramm