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Sonderausstellung im Germanischen Nationalmuseum
Dürer – oder was?

Zwanzig Jahre nach dem Tod Albrecht Dürers tauchen plötzlich neue Werke von ihm auf. Heute wissen wir, dass es Hans Hoffmann geschafft hat, Dürer perfekt zu kopieren. Eine Sonderausstellung im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (GNM) geht der Frage nach dem Geheimnis der Dürer-Kopien auf den Grund.

Mit „Kopieren“ und „Einfügen“ geht es am Computer ganz einfach. Fremde Texte und Bilder werden aus dem Internet ganz schnell in ein eigenes Dokument übernommen. Außerhalb des privaten Bereichs ist das aber  Diebstahl geistigen Eigentums. Mehrere Politiker*innen haben deshalb ihr Amt verloren oder mussten ihren Doktortitel zurückgeben. Im 16. Jahrhundert ist das Kopieren noch völlig legal. Der Nürnberger Bürger und Künstler Hans Hoffmann lebt von 1545/50 bis 1591/92. Einen Namen macht er sich vor allem mit seinen Kopien und Kompilationen nach Werken des großen Albrecht Dürer. Und er ist damit äußerst erfolgreich. Denn die Werke des Meisters zu kopieren, ist ein Phänomen, das als „Dürer-Renaissance“ in die Kunstgeschichte eingeht.

Dürer in Original und Kopie

Erst in der Gegenüberstellung der Gemälde und Zeichnungen Hoffmanns mit denen seiner Zeitgenossen und einigen Originalen Dürers wird das hohe Niveau deutlich, das Hoffmann als Kopist erreicht. Einen großen Teil seiner Arbeiten besitzt das „Museum der schönen Künste“ in Budapest, mit dem das GNM eng zusammenarbeitet und von welchem es für die Ausstellung „Nach Dürer“ weitere internationale Leihgaben bekommt.

Über das Leben Hoffmanns ist nur wenig bekannt. Nachweislich ist er ab 1576 in Nürnberg. Hier hat er Zugang zur Sammlung von Willibald Imhoff, zu der ein großer Teil des künstlerischen Nachlasses von Dürer gehört. Diese Sammlung bietet Hoffmann zahlreiche Vorlagen für seine Dürer-Kopien, aber auch Anregungen für seine eigenständigen Naturstudien. Mit dieser Sonderausstellung, die wegen Corona um zwei Jahre verschoben wurde, lüftet das GNM nun so manches Geheimnis um einen der bekanntesten Kopisten Dürers.

Text: Paul Schremser
Foto: Jörg P. Anders

Info:

„Nach Dürer: Hans Hoffmann – ein Nürnberger Künstler der Renaissance“

12. Mai bis 21. August

Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

Öffnungszeiten: Mittwoch 10–20.30 Uhr; 

Donnerstag–Sonntag 10–18 Uhr

Eintritt: 8 €, ermäßigt 5 €

Begleitend erscheint ein reich bebilderter Katalog.