Editorial
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Liebe Leserin, lieber Leser,

was zählt? Was ist Ihnen wichtig, wirklich ganz wichtig? Worauf würden Sie keinesfalls verzichten wollen? Wofür würden Sie alles – oder zumindest fast alles geben?

Im Alltag stellen wir uns solche Fragen nicht ständig. Wir leben einfach so vor uns hin. Und nur dann, wenn der Alltag plötzlich unterbrochen wird, kommen solche existenziellen Fragen auf. Wenn eine Krankheit uns ein Stoppschild vor die Nase hält. Wenn ein naher Mensch stirbt. Wenn im Beruf oder im persönlichen Leben eine Krise alles verändert. Oder – und das erleben wir seit Wochen nun schon alle – wenn ein unsichtbares Virus alles Bisherige durcheinanderbringt.

Was zählt, wenn man sich nicht mehr mit seinen Lieben treffen kann, wenn der Beruf, die Musik, der Sport, die Kultur, der Gottesdienst, das Essengehen, die Reise –  wenn all das nicht mehr möglich ist? Was gibt Halt, wer tröstet, wer hilft einem durch diese Krise?

Wie schön und einfach wäre das, wenn ich jetzt sagen könnte: Glaube, Liebe Hoffnung – und damit wäre alles gut. Nein, das wäre zu

einfach. Ganz sicher haben Glaube, Liebe und Hoffnung in der letzten Zeit bei Ihnen und uns

und bei vielen Menschen weltweit Großartiges bewirkt: Tatkraft, Engagement, Nächstenliebe und vieles mehr. Eine wunderbare Welle der Hilfsbereitschaft ist durch unsere Gemeinden und durch die Stadtgesellschaft gerollt. Viele Menschen haben sich in aller Verunsicherung in ihrem Glauben an Gott geborgen und behütet gefühlt.

Und doch sind auch viele Tränen geflossen. Bei Menschen, die wirtschaftlich vor dem Ruin stehen. Bei Alten und Kranken, die sich schrecklich einsam fühlten. Bei Menschen, die keine live gestreamten Gottesdienste schauen konnten, weil sie kein Internet haben. Und doch haben sie sich so nach „ihrer“ Kirche gesehnt.

Was zählt? Alles, was vorher selbstverständlich schien, war auf einmal ganz besonders. Kleine, unscheinbare Gesten haben großes Gewicht bekommen. Eine brennende Osterkerze, an der Wohnungstür abgestellt, hat einer alten Dame das Osterfest gerettet. Sie schrieb: „Heller hat nie eine Kerze in meiner Wohnung geleuchtet als diese Kerze nach vier Wochen Einsamkeit.“

Was zählt? In den Beiträgen in diesem Magazin erzählen Menschen von ihrem Leben und ihrem Glauben und davon, was für sie zählt. Lassen Sie sich inspirieren und ermutigen.

Und vielleicht möchten Sie uns von sich schreiben – was für Sie zählt – in Zeiten von Corona oder überhaupt. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften an

redaktion@citykirche-magazin.de

Zum Redaktionsschluss konnten wir bei vielen Veranstaltungen noch nicht beurteilen, ob sie stattfinden werden oder nicht. Viele längst geplante Konzerte und andere Termine haben wir schon absagen müssen, leider. Bitte halten Sie sich selbst tagesaktuell auf dem Laufenden: citykirche-magazin.de/kalender und telefonisch unter 0911 214 2140.

Bleiben Sie gesund und behütet – voll Glaube, Liebe und Hoffnung.


Mit herzlichen Grüßen

im Namen des Redaktionsteams


Annette Lichtenfeld
Pfarrerin St. Sebald und St. Egidien