Editorial
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Liebe Leserin, lieber Leser,

schön, dass Sie unsere neueste Citykirche aufgeschlagen haben. Wir finden, dass es ein Glück ist, dass die Nürnberger Innenstadtgemeinden dieses Magazin herausgeben können. Und damit sind wir mitten im Thema: Was ist denn eigentlich Glück? Wer uns kennt, wird wissen, dass wir in unseren Beiträgen ein Thema immer von verschiedenen Seiten zu betrachten und zu beleuchten versuchen. Und beim Thema „Glück“ ist das besonders herausfordernd – schließlich sind wir hier alle betroffen, sind alle Expert*innen, und alle wollen es haben, dieses Glück.

Darum verrate ich Ihnen schon in den ersten Zeilen, dass es bei uns auf den folgenden Seiten um etwas sehr Tiefes gehen wird. Um Glück im Innern. Um eine existenzielle Sache. Um eine Sehnsucht nach Glück, die nicht zufällig in uns allen wohnt.

Wer Sätze denkt wie „… eines Tages werde ich sicher glücklich sein“ oder „wenn dies und das passiert, dann werde ich glücklich sein …“, hat Glück noch nicht so richtig verstanden – das ist auch unter Glücksforschern unumstritten.

Aber wie sieht das aus christlicher Perspektive aus? Hat Kirche die Menschen nicht immer schon auf den zukünftigen Himmel vertröstet?

Vielleicht überrascht es Sie, aber Glaube und Wissenschaft gehen hier mal wieder Hand in Hand. Der Gott, der immer und immer wieder „fürchte dich nicht“ und „sorgt euch nicht“ ruft, dessen Liebe und Erlösung jedem einzelnen Menschen gilt, der sagt, dass er die Anzahl der Haare auf unserem Kopf kennt … dieser Gott will unser Grundvertrauen in die Welt stärken und es uns ermöglichen, dass wir im Augenblick leben können. Denn nur hier – im Jetzt – können wir die Tiefe des Glücks erleben und ahnen, dass vollkommenes Glück uns Gottes Wesen zeigt. Dass dies eine Vorahnung bleiben muss, ändert nichts daran: Wenn es um Glück geht, geht es um immer diesen Moment der Gegenwart und niemals um die Zukunft. Es geht um diese Sekunde, in der sich Himmel und Erde berühren und in der ich die ganze Welt umarmen könnte.

Glück zu entdecken, kann man übrigens lernen. Hier hilft der Glaube. Und hoffentlich auch unser Magazin. Vielleicht fangen Sie mit Stefanie Reuthers frischer Andacht „Zum Glück Gaube“ an. Da gibt es viel über Genuss in dieser schwierigen Zeit zu lernen. Oder Sie schmökern sich durch die unterschiedlichen Berufsberichte, die alle eine wichtige Tatsache beschreiben: dass es nämlich glücklich macht, wenn ich mich engagiere. Oder Sie probieren

den 10-Punkte-Plan aus, der leicht und augenzwinkernd ganz fundamentale Voraussetzungen für tiefes Glück abklappert.

Und es ist auch kein Zufall, dass Musik in dieser Ausgabe eine große Rolle spielt. Matthias Stubenvoll zum Beispiel schreibt heiter, wie gut es tut zu singen und er trifft damit ins Zentrum des Wunders Mensch. Des Menschen, der von Gott so geschaffen ist, dass er Glück empfinden kann und darin dann Sinn und Hoffnung und Erfüllung seiner Sehnsucht findet.

Natürlich steckt noch viel mehr in diesem Heft. Zum Glück auch in den wieder langsam möglichen Gottesdiensten, Konzerten und Veranstaltungen der Innenstadtgemeinden in dieser nicht normalen Zeit. Immerhin gibt es wieder vermehrt Begegnungen und ich hoffe, diese Begegnungen bringen Ihnen viele Glücksmomente in der zukünftigen Gegenwart.

Bleiben Sie behütet,

Ihr Jan Martin Depner

Pfarrer St. Lorenz