Editorial
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Liebe Leserin, lieber Leser!

Dialog zwischen Freunden: „Ich mache dieses Jahr die Fastenzeit mit!“ – „Und, hat es was gebracht?“ – „Fast drei Kilo!“

Wenn man sich unser Titelbild mit dem kritischen Blick auf die Waage anschaut, könnte man meinen, dass sich das Motto „Abgespeckt“ aufs Abnehmen bezieht. Aber unser Heft zur Passionszeit (wie die Fastenzeit korrekterweise im evangelischen Kirchenjahr heißt) ist natürlich kein Diätheft – Kochrezepte und Fitnesstipps suchen Sie hier vergebens.

Unsere Artikel zum Thema „Fasten“ beziehen sich auf die spirituelle Seite desselben! Also den Blick auf das Fasten in Asien oder auf das evangelische Fasten. „Abspecken“ im übertragenen Sinne finden Sie im Interview über Reduktion in der Kirche und im Alltag. Oder auch in den Tipps aus dem Pilgerzentrum in St. Jakob, wie Religiosität in diesen Zeiten mit Einschränkungen gut gepflegt werden kann – wie etwa auch bei den Besuchen unserer Gottesdienste und Veranstaltungen in der Passionszeit, die Sie in diesem Heft entdecken.

Aber nicht nur in den Inhalten geht es ums „Abspecken“, auch das Heft selbst ist diesmal  dünner als gewohnt und liegt deshalb im Titelbild auf der Waage. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass momentan die Veranstaltungsplanung schwieriger ist und kurzfristiger ausfällt als gewohnt, und auch wir als Redaktionsteam teilweise an unsere Grenzen kommen.

Es ist Fastenzeit. Und das ist ja normalerweise nichts Schlimmes.

Tatsächlich nehme ich mir jedes Jahr vor, in den „7 Wochen ohne“ (so der Titel der Fastenaktion der evangelischen Kirche) der Passionszeit auf etwas zu verzichten, was sonst zu meinem Leben unverzichtbar dazugehört: Süßigkeiten, Fleisch, Medienkonsum, Autofahren, Trägheit … und stelle dann schnell und auch ein bisschen erstaunt fest, wie wenig abhängig und einfach nur festgefahren ich bei vielen Dingen bin, von denen ich meinte, dass sie unveränderlich zu meinem Leben gehören. Diese Freiheit ist für mich jedes Jahr neu ein Geschenk der Fastenzeit.

Alles „Abspecken“ ist immer auch mit der Erkenntnis verbunden, auf was ich nicht verzichten kann und was ich zum Leben unbedingt brauche. Mich führt mein Fasten zu mir selbst – und zu Gott.

Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie „Abspecken“ als religiöse Erfahrung sehen können und Ihre wunderbaren Erfahrungen mit Gott machen.

Herzliche Grüße aus dem Redaktionsteam


Ihr

Hannes Schott

Pfarrer St. Jakob