Editorial
Editorial

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

 

was kriecht denn da übers Titelblatt der Citykirche und hinterlässt Spuren? A Schneggla – däd da Nämbercher sagn. Aber a gans a bsonderes.

 

Es ist eine von zwölf Schnecken, die gemeinsam das Sebaldusgrab tragen. Vor genau 500 Jahren ist das Grabmal des Stadtpatrons von Peter Vischer und seinen Söhnen in der Sebalduskirche fertiggestellt worden. Nach christlicher Tradition steht die Schnecke als Symbol für die Auferstehung, weil sie im Frühling nach dem Winterschlaf den Deckel von ihrem Haus absprengt und herauskommt.

 Der Stadtpatron Sebald und sein Grab haben Spuren hinterlassen – bis in die Gegenwart. Seit über einem Jahr ist an dem Programm rund um das Jubiläum gefeilt worden. Eher etwas für den Kopf sind das Symposium

und der Festvortrag am eigentlichen Jubiläumstag, dem 19. Juli. Am Samstag danach wird das Grab geöffnet und zwar diesmal in aller Öffentlichkeit. Zahlreiche Führungen zum Sebaldusgrab sind an dem Wochen-
ende geplant, ebenso wie ein  ökumenischer Gottesdienst am Sonntag mit dem gemeinsamen Fest der Gemeinden Frauenkirche und St. Sebald. Schließlich die liturgische Grabschließung am Sonntagabend. Alle Termine dazu im Heft auf den Seiten 43 bis 46.

 

Auch die 68. ION, das internationale Festival Geistlicher Musik in Nürnberg, hat sich das Thema „Spuren“ gegeben. Auf Seite 7 finden Sie ein Interview mit dem neuen künstlerischen Leiter der ION, Moritz Puschke. Er möchte die Spuren des Kulturerbes der Stadt aufnehmen und dabei selbst Spuren hinterlassen.

Oft mit Sorgen und Ängsten verbunden sind die Spuren, die jeder im Internet hinterlässt. Doch anstelle das Jammerlied anzustimmen, will die Citykirche Lust darauf machen, sich im Internet mal selbst auf Spurensuche zu begeben (Seite 16).

Drei Kirchenvorsteherinnen sind bereit, von ihren Glaubensspuren zu erzählen (Seite 19), und auch die Spuren, die das Leben in das Gesicht eines Menschen zeichnet, sind ein Thema dieses Heftes (Seite 5).

Langsam ist sie, die Schnecke. Sie steht für Bedächtigkeit, Vorsicht und Empfindlichkeit. Eine gute Grundlage sind diese Tugenden, nicht nur, um das Sebaldusgrab zu tragen.

Ihr Paul Schremser