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Editorial
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Diakon Rainer Fuchs

Liebe Leserinnen und Leser,

mal ehrlich, was ist Ihr erster Eindruck von dem Mann auf der Titelseite? Denken Sie: Das ist ein Türsteher, ein Tattoo-Freak, ein knallharter Kerl?

Es ist Rainer Fuchs, ein Diakon. Er ist ein herzlicher, fröhlicher Typ, er liebt Musik und wird bald in der Gemeindeakademie Rummelsberg evangelische Kirchengemeinden beraten. Fragen Sie sich, weshalb er sich so viele Tattoos stechen ließ? Dann lesen Sie unbedingt Seite 6.

Der erste Gedanke bei Tattoos ist oft: Das machen nur junge, wilde Leute. Und später, wenn sie alt sind, werden ihre Tattoos hässlich und runzelig sein wie ihre Haut. Dann werden sie es bestimmt bereuen, dass sie das gemacht haben. Wir in der Redaktion haben nachgefragt und wollten das genau wissen: Was steckt wirklich dahinter? Dabei haben wir Erstaunliches erfahren.

Tattoos sind viel mehr als Schmuck, sie erzählen Geschichten darüber, was demjenigen unter die Haut geht, was derjenige niemals vergessen will. Steigen Sie direkt ein bei den beiden Pfarrerinnen Mareike Kraemer und Petra Latteier (Seiten 4 und 5). Es ist das Vertrauen zu Gott und die Erfahrung, dass er da ist, auch in aller Not und mich ansieht, trotz meiner Fehler. Dass er mich nie fallen lässt. Das ging den beiden unter die Haut und sollte auf ihrer Haut verewigt werden. Menschen auf dem Kirchentag in Dortmund und auf der Straße haben erzählt, wie Tattoos eine Verbindung sind zu Menschen, die in ihrem Leben wichtig sind und waren. Ganz oft sind das die Omas und Opas (mehr dazu auf Seite 10).

Unserer Haut ist ein sehr empfindliches Sinnesorgan. „Zärtlich, innig und heilend“ sind deshalb Berührungen, wie Annette Lichtenfeld auf Seite 14 schreibt. Was unter die Haut geht, ist im Leben wesentlich, packt deshalb zärtlich das Herz und die Seele.

Menschen, die sich ein Tattoo stechen lassen, tragen lebenslang ein Bekenntnis auf ihrer Haut. Doch wozu will ich mich ein Leben lang bekennen? Ein Gespräch zwischen Enkelin Hannah und Oma Erika gibt dazu ganz persönliche Antworten.

Dass Christentum und Tattoos keine Gegenwelten sind, sondern gerade in Jerusalem eine ausgesprochen enge Verbindung haben, lesen Sie im Artikel von Martin Brons (Seite 17).

Jetzt können Sie zwar immer noch sagen: Das alles ist eine fremde Welt für mich. Aber hoffentlich und wahrscheinlich sind Sie neugierig, denn bei uns lesen Sie in dieser Ausgabe Geschichten über die Beziehung zu Gott, über Bekenntnisse und über das, was ein Leben lang trägt. Es lohnt sich, denn die Geschichten gehen unter die Haut.


Herzlich, Ihre 

Simone Hahn