Editorial
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Liebe Leserin, lieber Leser,

der Herbst ist da – wenn die Laubbäume ihre Blätter verlieren, lässt das bei vielen Menschen Wehmut aufkommen. Es ist Zeit Abschied zu nehmen vom Sommer, loszulassen. Und mit dem November rücken auch die Tage näher, die dem Totengedenken und den „letzten Dingen“ gewidmet sind. Aber das Loslassen hat ja nicht nur diese traurigen, trüben Seiten. Oft hat es auch etwas Befreiendes, ist unverzichtbar für einen Aufbruch zu neuen Ufern. Deshalb haben wir uns für das Titelmotiv der Fallschirmspringer entschieden, die „völlig losgelöst“ die Augenblicke des freien Flugs genießen – und sich im Schweben darauf einstellen, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Haben Sie das vielleicht auch schon mal ausprobiert oder wenigstens davon geträumt?

Erfahrungen des Loslassens sind jedem und jeder von uns vertraut, am eigenen Leib und überall, wo wir Anteil nehmen am Schicksal um uns herum. Sie durchziehen unseren Alltag, bis hin zu Ereignissen und Entwicklungen in Gesellschaft und Politik. Aus doppelt aktuellem Anlass richtet sich unser Blick diesmal sogar nach Hongkong: Dort hat Jan Depner, der am 6. Oktober in St. Lorenz als neuer Gemeindepfarrer und Touristenseelsorger eingeführt wird, in den vergangenen Jahren gelebt und gearbeitet. In seinem Beitrag verrät er, wie seiner Familie und ihm das Loslassen gelungen ist. Zugleich bangen Millionen um die Zukunft dieser quirligen Metropole mit ihren verstörenden Seiten und auch betörenden Schönheiten.

Dass Loslassen ganz viele und durchaus nicht nur bedrückende Facetten umfasst, erfahren manche Menschen sogar, wenn sich ein Leben dem Ende zuneigt. Aus täglicher Anschauung und erster Hand schildert das Kathrin Richter, die in einem Nürnberger Hospiz arbeitet – und sich auch ganz bewusst für einen solchen Dienst entschieden hat. Auch gläubige Christen, ja die frömmsten und gottesfürchtigsten Menschen, sind allerdings nicht davor gefeit, an ihre Grenzen zu stoßen. Immer wieder erschütternd zu lesen und zu hören ist das Schicksal von Hiob: Wenn einer weiß, was Loslassen bedeutet, dann er – wie es die Fürther Gemeinde- und Fernsehpfarrerin Stefanie Schardien für die Citykirche skizziert.

Schön also, dass Sie diese neue Ausgabe zur Hand genommen und aufgeschlagen haben. Vielleicht, ja hoffentlich voller Neugier auf wichtige Informationen aus dem Leben unserer Innenstadtgemeinden und auf das, was uns in unseren Kirchen und um sie herum bewegt. Auf nützliche Hinweise natürlich auch – und auf neue Anregungen. Und das ist ja eine ganz besondere Erfahrung: Wer liest, packt an und greift zu, will sich einen Bericht oder eine Geschichte aneignen, ja einverleiben – und lässt los, was erledigt scheint, überwunden oder einfach nicht mehr so wichtig.

Und: Bitte schreiben Sie uns, wenn und wie die Citykirche noch besser werden kann. Jetzt aber erst einmal viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht

Wolfgang Heilig-Achneck
Mitglied der Redaktion, St. Lorenz