Themengeschichte
Interview
Ein Christenmensch darf fröhlich sein
Ein Interview mit Oberkirchenrat i. R. Christian Schmidt.

Seine Reimpredigten am Faschingssonntag sind legendär. Christian Schmidt war zuletzt Regionalbischof im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg. Auch an der Lorenzkirche war er früher als Dekan tätig. Im Ruhestand lebt er in Nürnberg. Die Interviewfragen der Citykirche hat er auf Wunsch der Redaktion in Reimform beantwortet, denn ein Christenmensch darf durchaus fröhlich in die Zukunft schauen.

Wer sich die Nachrichtensendungen anschaut, kann’s mit der Angst zu tun kriegen: Krieg, Terror, Pandemie, Klimakrise. Herr Schmidt, warum können die Menschen trotzdem mutig in die Zukunft blicken? 

Viel Schlimmes gab es ja schon immer,

doch jetzt ist alles noch viel schlimmer,

weil es sich mehr und mehr verdichtet,

dass sich die Welt zugrunde richtet.

 

Doch gilt für Christen heut und morgen:

Du musst dich nicht zu Tode sorgen,

weil Gott auch heute noch die Welt

in seinen guten Händen hält.

 

Das lässt es stets uns wieder wagen,

das Unsre dazu beizutragen,

dass diese schöne Erde – seht,

nicht wirklich vor die Hunde geht.

 

Wüsst‘ ich: die Welt geht morgen unter,

sagt‘ dennoch ich mit Luther munter:

dreh‘ bitte doch nicht einfach Däumchen,

pflanz‘ heute noch ein Apfelbäumchen!

Den Evangelischen wird nachgesagt, sie seien oft griesgrämig und würden den Karfreitag im Gesicht tragen. Die Katholiken seien dagegen fröhlich wie der Rosenmontag. Was können sich die Protestanten von der anderen Konfession abschauen? 

Ich hab’s erlebt, nicht nur studiert,

dass der Karfreitag stark regiert

hat einst vor allem in den Landen

der wirklich echten Protestanten;

ja, dass der Herr am Kreuze starb

und uns dadurch das Heil erwarb,

das hat ganz dick man unterstrichen –

die Freude ist dem Schmerz gewichen;

es herrschte, ich vergess‘ es nie,

die Kreuzes-Top-Theologie.

 

Für Katholiken – seh‘ ich’s richtig –

war der Karfreitag nicht so wichtig;

da lag das Feier-Schwergewicht

mehr auf dem hellen Osterlicht;

zentral die Botschaft sie empfanden:

„Der Herr ist glorreich auferstanden!“

Das wurde jubelnd froh besungen,

das hat die Herzen hell durchdrungen

und das erfüllte alle Leute

mit Lebenslust und Lebensfreude.

 

Heut ökumenisch man beschwört:

zusammen beides doch gehört,

denn ohne Ostern wäre der

Karfreitag einfach hoffnungsleer,

und ohne ihn gäb es – ganz schlicht

gesagt – ja auch kein Ostern nicht.

Dadurch wird unser Glaube tiefer,

die Lebensfreude intensiver,

gemeinsam preisen dankbar gern

wir Christus als den Herrn der Herrn.

So kriegen mit – welch ein Effekt,

der allen guttut, allen schmeckt! –

die frommen Protestanten auch

vom Rosenmontag einen Hauch …

 

Mit Fröhlichkeit durchs Leben gehen, könnte ein Motto sein. Leben heitere Menschen länger?

Sehr viel lässt besser sich bestehn,

wenn fröhlich wir durchs Leben gehn.

Drum schreib dir’s tief ins Herz hinein:

Ein Christenmensch darf fröhlich sein!

Soll ich dafür den Grund dir nennen?

Sehr gern: Nichts kann uns jemals trennen

von Gottes Liebe, die, o Christ,

in Jesus uns erschienen ist.

Lässt’s auch das Schicksal noch so krachen:

Ein Christ hat trotzdem was zu lachen

und drum prägt Herzensheiterkeit

des Christenmenschen Lebenszeit

und kann sie – trotz den Lustbedrängern! –

sogar um Etliches verlängern.

Denn, hört auf mich als Weisheitskünder,

wer fröhlich ist, lebt auch gesünder,

regt sich nicht auf, tankt frische Kraft –

das meint sogar die Wissenschaft.

Doch nicht verbissen dir nun sage:

„Sei fröhlich jetzt in jeder Lage!“

Nein, mach dir einfach und mit Lust

den Grund der Fröhlichkeit bewusst,

dann wird sie, Susi, Paul und Chris,

dich neu erfüllen, ganz gewiss!

Interview: Paul Schremser
Artikelfoto: Madame Privé

Info

„Ein Christenmensch darf fröhlich sein“

Am Faschingssonntag, 27. Februar um 10 Uhr, steht Oberkirchenrat i. R. Christian Schmidt auf der Kanzel der Sebalduskirche. Er predigt in Reimen, heiter, hintersinnig, mit Ironie, aber auch nachdenklich und stets nah am Evangelium.