Innenstadt
Eine Nürnberger Marke: St. Sebald
Eine Nürnberger Marke: St. Sebald

Im letzten Sommer saß ich persönlich neben Sebald. Zwar nicht neben dem Namensgeber der Sebalduskirche, aber neben einem Herrn aus Egling am Starnberger See. Dort steht eine Sebalduskirche die nach dem Nürnberger Sebald benannt ist. Eine Gemeindegruppe war gerade auf einer Pilgerfahrt nach Nürnberg.

Wer sich auf Spurensuche nach dem Heiligen Sebaldus begibt, stößt auf eine bis heute

lebendige Geschichte, die bei uns ihren Ursprung hat. Zahlreiche Legenden ranken sich um das Leben des „Heiligen Sankt Sebald“, wie manche Nürnberger ihn bis heute liebevoll nennen, von dessen Leben aber doch kaum etwas sicher überliefert ist. Selbst Herkunft und Bedeutung seines Namens bleiben im Dunkeln.

Die Verehrung seiner Person ist aufs Engste mit dem Bedeutungszuwachs der Stadt Nürnberg verknüpft. Im Jahr 1070 taucht sein Name zum ersten Mal in Texten auf. Viele Menschen seien zu ihm gekommen, heißt es dort, er habe verschiedene Wunder vollbracht und Kranke geheilt. Und mit dem Aufschwung der Reichsstadt und dem Aufblühen des Handels verbreitet sich über die Nürnberger Kaufleute auch die Sebaldusfrömmigkeit. Die Patrizier schufen mit ihm ein Markenzeichen für Nürnberg, das sie als Repräsentanten der freien Reichsstadt auf

ihren Handelswegen erfolgreich verbreiteten. So entstanden Wallfahrtskirchen in Egling am Starnberger See und am Heiligenstein in Gaflenz (Oberösterreich).

Heute gibt es Sebalduskirchen und -gemeinden in der Nachbarschaft (Altenfurt, Erlangen, Schwabach), aber durch Auswanderung auch in Amerika (Iowa). Sebald wurde zum unumstrittenen Stadtpatron, obwohl er vermutlich ein vergleichsweise unspektakuläres Leben geführt hat.

Vielleicht hauste er in einer Holzhütte an einem trockenen Platz unter der Burg, am Rand des großen Sumpfes der Pegnitz, neben einer kleinen hölzernen Peterskapelle, die an der Stelle der heutigen Sebalduskirche stand, und wurde dort auch begraben. Die selbstbewussten Nürnberger Patrizier aber bauten, erweiterten und statteten ihre älteste Pfarr- und spätere Ratskirche mit zahlreichen Stiftungen aus. Nach einem Einbruch 1461 in der Sebalduskirche begann man, die damals hochverehrten Gebeine des Stadtpatrons in regelmäßigen Abständen zu überprüfen, zuletzt 1993. Aus Anlass des 500-jährigen Jubiläums des Sebaldusgrabmales geschieht die Graböffnung auch dieses Jahr beim Festwochenende mit ökumenischem Gemeindefest – wahrscheinlich sogar mit manchen Sebaldi aus Egling.

Info:
In einem öffentlichen Festakt wird am Samstag, 20. Juli das Sebaldusgrab geöffnet und am Sonntag, 21. Juli ein ökumenischer Festgottesdienst mit anschließendem ökumenischem Gemeindefest gefeiert.
Siehe Highlight S. 44 & 45 und sebalduskirche.de/sebaldusgrab500

Text: Martin Brons
Artikelfoto: Archiv St. Sebald