Kirche
Er ist über Grenzen gegangen
Er ist über Grenzen gegangen

Er ist über Grenzen gegangen, als gäbe es sie nicht. Gesellschaftliche Abgrenzungen und Tabus hat er überwunden. Selbst die Naturgesetze haben für ihn nicht gegolten. Auch das Ende seines menschlichen Lebens konnte ihn nicht aufhalten. Die Evangelien der Bibel sind voller Wundergeschichten des Jesus von Nazareth. An ihn glauben Christen als den Sohn Gottes, der Mensch geworden ist.

 

Geboren wird er als Sohn eines Zimmermanns vor gut 2.000 Jahren. Die ersten, die ihn und seine Eltern besuchen, sind ein paar arme Schafhirten. Später kommen Sterndeuter auf ihren Reisen vorbei. Sie sind offenbar gut betucht, denn sie bringen dem Jesuskind und seinen Eltern teure Geschenke mit. Schon an dem kleinen Kind zeigen die biblischen Erzählungen, dass es dem erwachsenen Jesus darum gehen wird, die Grenzen zwischen armen und reichen Menschen aufzulösen.

Eintreten für Ausgegrenzte

Jesus will aber auch die gesellschaftlichen Grenzen sprengen. Ein Beispiel ist der Zöllner Zachäus: Aufgrund seines Berufes gehört er zu den Ausgegrenzten seiner Gesellschaft. Trotzdem lässt sich Jesus von ihm in sein Haus einladen. Ein Skandal ist es für die einen, aber ein Zeichen der Überwindung gesellschaftlicher Grenzen für die anderen.
Die Bibel ist auch voll von Erzählungen, dass Jesus Leprakranke heilt. Wegen ihrer Krankheit mussten sie außerhalb der normalen Zivilisation als „Aussätzige“ leben. Jesus ist für die Menschen da, mit denen andere nichts zu tun haben wollen. Wie jene Frau, die als Sünderin gesteinigt werden sollte. Er stellt sich vor sie mit den Worten: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ Die Menge geht schließlich ihrer Wege.

Mit solchen zeichenhaften Aktionen ist Jesus zum Vorbild geworden für viele, die sich haupt- oder ehrenamtlich um Menschen kümmern, die in unserer Gesellschaft ausgegrenzt sind. Sie helfen Familien in Armut, Menschen ohne Arbeit, Straftätern im Gefängnis, alten, kranken und gebrechlichen Menschen, auch Asylbewerbern.

Die vier Evangelisten berichten in der Bibel über Heilungen von körperlich und psychisch Kranken und Menschen mit einer Behinderung. Skeptiker mögen einwenden, dass die moderne Medizin inzwischen für vieles Lösungen und Hilfsmittel anbietet. Die Menschen der Antike, zu denen auch Jesus gehört, hatten dieses Wissen noch nicht. Deshalb sprechen die Autoren der Heilungserzählungen von Wundern, die Jesus vollbracht hat.

Gesellschaftliche Regeln überwinden

Gehen wir noch einen Schritt weiter. Offenbar stellen für Jesus auch die Gesetze der Naturwissenschaften keine Begrenzung dar. Sein erstes Wunder ist die Verwandlung von Wasser zu Wein bei der Hochzeit in Kana. Als ihm am See Genezareth Tausende zuhören, macht er aus fünf Broten und zwei Fischen so viel, dass alle genug zu essen haben.

Während seine Jünger mit dem Boot zum anderen Seeufer rudern, läuft er zu ihnen übers Wasser, ohne zu versinken.
Und er stillt den Sturm, der das Boot fast zum Kentern gebracht hat. „Was ist das für ein Mensch, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind?“, fragen sich die Menschen seiner Zeit (Matthäus Kapitel 8, Vers 27).

Eine der wichtigsten Regeln des Judentums ist das Tätigkeitsverbot am Shabbat (Sabat/ Samstag), weil Gott am 7. Tag der Schöpfung geruht habe. Jesus wird von den Strenggläubigen seiner Zeit hart angegangen, weil er diese Regel nicht einhält, und einen kranken Mann am Shabbat heilt. Seine Kritiker fragt er, ob es verboten sei, an diesem Tag Gutes zu tun. Mit solchen Grenzüberschreitungen macht sich Jesus nicht nur Freunde.

Die Grenze aller Grenzen

Schließlich führt ihn sein Weg nach Jerusalem, wo er die Tempelhändler wütend angeht und sich mit den Mächtigen seiner Zeit  Wortgefechte liefert. Die Konsequenz ist der qualvolle Tod am Kreuz. Es wird später zum Zeichen der Christen auf der ganzen Welt. In keiner anderen großen Religion stehen das Leiden und das qualvolle Sterben eines Menschen so sehr im Mittelpunkt. Die kleine Gruppe um Jesus hätte damals und heute keine Chance mit ihrer Botschaft, wäre da nicht das Wunder aller Wunder passiert: Die Auferstehung am Ostermorgen.

Der Tod ist die ultimative Grenze, der kein Mensch entgeht. Allen Maßnahmen der Medizin und der Wissenschaft zum Trotz, das Leben zu verlängern, kommt doch für jeden eines Tages das Ende. Mit seiner Auferstehung zeigt Jesus allen Menschen eine neue Lebensperspektive: Die Grenze des Todes kann überwunden werden. Die Naturwissenschaften sind dabei keine Hilfe, aber der Glaube an den einen, der diese Grenze aller Grenzen überschritten hat.

 

Text: Paul Schremser
Bild: iStockphoto