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Gemeinsame biblische Wurzel
Gemeinsame biblische Wurzel

„Die Frage nach dem Verhältnis von Christen und Juden führt uns in die Mitte des christlichen Glaubens“, heißt es in der „Nürnberger Erklärung“ der evangelischen Landessynode von 1998. Zum ersten Mal nach dem Holocaust haben die Leitungsgremien der Landeskirche damals den Neuanfang im Verhältnis zum Judentum gesucht. Maßgeblich ging die Initiative von Landesbischof Johannes Friedrich aus, dem ehemaligen Studentenpfarrer an St. Egidien, der später Propst in Jerusalem und Nürnberger Stadtdekan wurde.

„Der Glaube an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs (…) verbindet Christen und Juden“, heißt es in dem mit nur einer Enthaltung beschlossenen Text des Kirchenparlaments. Jesus von Nazareth habe dem jüdischen Volk angehört und sei in dessen religiösen Traditionen verwurzelt gewesen. Dadurch hätten Christen zu den Juden und ihrem Glauben „ein einzigartiges Verhältnis“, das sich von anderen Religionen unterscheide: „Jüdischer Glaube und christlicher Glaube leben aus einer gemeinsamen biblischen Wurzel.“

Die im „Historischen Rathaussaal“ veröffentlichte Erklärung geht auch auf die Vergangenheit ein. Darin heißt es, dass Christen die Gemeinsamkeiten „über Jahrhunderte hinweg vergessen und verleugnet, missgedeutet und uminterpretiert“ haben. „Auch deshalb konnte es zu den schrecklichen Verfolgungen und Ermordungen von jüdischen Menschen kommen, an denen Christen beteiligt waren, die von Christen ausgingen oder von Christen geduldet wurden.“

Text: Paul Schremser
Artikelfoto: iStockphoto.com