Kirche
Verabschiedung Simone Hahn
Glanzlichter, Lichtspuren …

St. Jakob war schon immer eine warme, bunte Kirche (man denke nur an den Jakober Weihnachtsbaum mit seinen großartigen Kugeln) – aber Du, Simone, hast diese Kirche in den letzten zwölf Jahren in besonderer Weise geprägt.

Vieles, was Du in und für St. Jakob gemacht hast, habe ich hinter meiner „Offenen Tür“ oft nur indirekt mitbekommen: Gottesdienste in allen Farben und Formen, Jakober Feste im Saal und im Gärtla, zu denen alle eingeladen waren, für die St. Jakob Heimat bedeutet. Unermüdliche Arbeit hinter den Kulissen der Kirche und der Stadt, wenn es um Veranstaltungen, Projekte, Genehmigungen ging. Und Dein klares und mutiges Bestehen darauf, dass diese Kirche ein Ort des Friedens für alle Menschen ist, ganz egal, was andere sagen.

Manches haben wir gemeinsam durchgestanden: wenn Du nicht den Umbau des Gemeindezentrums angepackt hättest, wüßte ich bis heute nicht, wie viele unterschiedliche Formen eine Fluchttreppe haben kann. Man muß sich nur lange genug damit beschäftigen … Im Angesicht eines faszinierten Kirchenvorstandes haben wir uns lustvoll über den Plastik-Luther gestritten. Wir haben uns gegenseitig PopUp-Bälle zugespielt und uns gemeinsam den Kopf zerbrochen, was wir für die Menschen tun können, die in St. Jakob um Hilfe bitten.

Deine Offenheit, Deine Fantasie, Deine Lust, Neues zu probieren hat diese Kirche zum Leuchten gebracht: Die Adventsspirale im Hochchor, Teelichter zwischen Tannenzweigen, die Engellichter, die viele ins Neue Jahr begleitet haben, die liebevolle Neonbotschaft, von der Kanzel leuchtend, ein großer, beschrifteter Spiegel im Windfang, der das Licht reflektiert, vielfarbige Beleuchtungseffekte, mit denen der Vorraum und die Kirche immer wieder in anderes Licht getaucht wurden. Das alles war mehr als Deko. Du hast mit diesen Lichtern die Herzen der Menschen erreicht.

Da kommt einer angestolpert, will schnell in die Kirche – und bleibt vor dem großen Spiegel stehen, der im Windfang lehnt: „Schön. Du bist da.“, steht auf dem Spiegel. Dieser Jemand stutzt, schaut sich um. Dann rückt er die Krawatte zurecht, streicht sich schnell übers Haar und lächelt verstohlen seinem Spiegelbild zu.

Nur Mut … das war die erste Neonschrift, mit der Du in der Adventszeit in der Kirche einen unübersehbar leuchtend-roten Akzent gesetzt hast. Immer wieder habe ich gesehen, daß Ratsuchende aus der „Offene Tür“ nicht gleich wieder ins nasse,  kalte, laute Draußen gingen, sondern sich in der Kirche vom „Nur Mut“ haben bescheinen lassen.

„Hier tanzt ja das Licht“, sagt ein Klient und schaut verwundert auf die weiße Wand im kleinen Beratungsraum. Ein paar Wochen lang sind bei Sonnenschein orangefarbene Lichter über die Wände der Beratungsräume gehuscht, Reflexionen der großen orangen Plexiglasscheiben, die Du als Teil einer Aktion auf dem Jakobsplatz – mit freundlicher Unterstützung von SÖR – in die Bäume gehängt hattest …

Und selbst der Plastik-Luther hat viele Menschen erleuchtet. „Das ist so eine fröhliche Kirche hier“, sagt eine Klientin, die es noch nie leicht gehabt hat mit der Kirche, und streicht ihm zärtlich über die Kappe.

Liebe Simone, danke für alles und schade, dass Du gehst! Laß uns ein bißchen was da von diesem Licht und diesem Leuchten – und nimm, so viel Du tragen kannst, mit von dem, was Dir aus den Herzen und den Gesichtern derer, die Dir und Deinen Spuren in St. Jakob begegnet sind, entgegenleuchtet.

Text: Barbara Hauck
Artikelfoto: privat