Kirche
Gottesbegegnungen in der Bibel

Begegnungen, die die Seele berühren, hinterlassen Spuren, die nie ganz verwehen.

Die Bibel erzählt von solchen Begegnungen. Gott und Mensch treffen aufeinander, begegnen sich. Oft unfreiwillig, unerkannt,  manchmal ersehnt. In Träumen oder ganz konkret. Da ist ein Mensch, der dem anderen zum Engel wird, es ist eine Stimme,  die man (in sich) plötzlich hört oder ein Schicksalsschlag, den ich vielleicht viel später erst als Wendung begreife. Eine Wendung, die meinem Leben eine vollkommen unerwartete Richtung gegeben hat.

Mose z.B., als er aus dem brennenden Dornbusch heraus Gottes Stimme hört (2. Mose 3). In dieser einsamen Berglandschaft hatte er nicht mit Gott gerechnet. Aber genau dort erhält der den Auftrag, das Volk Israel aus Ägypten zu führen. Mose will eigentlich nicht. Das war nicht sein Lebensplan. Er wehrt sich. Hält sich nicht für kompetent genug. Und dann zieht er doch los. „Im Auftrag Gottes und mit seiner Hilfe.“

Es ist eine Berufungsgeschichte, die auf einer Gottesbegegnung basiert. Die Seele ist berührt worden und lässt keine Ruhe. Das sind manchmal einsame Kämpfe, bis man den Ruf versteht und ihm folgt, sich aufmacht auf neue Wege.

Nicht erwartet und doch sehr heilsam war die Begegnung Gottes mit dem Propheten Elia, als der erschöpft und lebens – müde unter dem Busch in der Wüste liegt. (1. Könige 19). Ein Engel, so heißt es, gibt dem Elia zu essen und zu trinken und: Elia darf auch schlafen. Gott hat Geduld. Er lässt dem Elia Zeit. So wächst ganz langsam neuer Lebensmut. Manchmal begegnet Gott in den alltäglichen Dingen. Vollkommen unspektakulär. Aber er berührt die kranke Seele und wirkt so heilend.

Begegnungen, die die Seele berühren, hinterlassen Spuren, die nie ganz verwehen.

Jesus ist vielen Menschen begegnet. Das Besondere war wohl,  dass er jeden  Einzelnen in seiner und ihrer Geschichte, in der ganz eigenen Würde, in der jeweiligen Bedürftigkeit wahrgenommen und auch ernst genommen hat. Aus den Begegnungen mit ihm haben die Menschen neuen Mut zum Leben geschöpft. Haben eine neue Ausrichtung oder auch Freiheit für sich entdeckt.  Die gekrümmte Frau z.B., die sich ganz neu wieder aufrichten konnte, sich sehen lassen konnte, weil sie erfahren hat, dass sie selbst von Gott gesehen ist (Lukas 13)! Oder der blinde Barthimäus (Lukas 18), dem die Augen aufgegangen sind, weil er die Welt mit Jesu Hilfe in einem neuen Licht wahrgenommen hat.

Auch nach dem Tod Jesu haben die Menschen von ähnlichen heilsamen Begegnungen erzählt. Von der Lebensfreude, die sie plötzlich erfahren haben, von der Befreiung von einer Last, vom wieder Aufstehen nach langer Trauer. Und für sie war es klar: es ist der Auferstandene,  der ihnen begegnet ist. Er hatte ihre Seele berührt.

Diese Erzählungen helfen uns, das eigene Leben zu deuten und zu verstehen. Und so zeigt sich manch eine Begegnung, die unsere Seele  berührt,  als eine Gottesbegegnung: heilsam, aufrichtend, wegweisend.

Es  sind Spuren Gottes in uns, die nie ganz verwehen.

(Text: Cl. Voigt-Grabenstein, Foto: iStockphoto.com)