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Der 10-Punkte-Plan im Überblick:
Happiness – ein 10-Punkte-Plan

Der Wunsch glücklich sein zu wollen, eint die Menschheit. Wir jagen nach dem Glück und schon das Verb „jagen“ verrät, dass wir wohl Nachhilfeunterricht in Sachen Glück bräuchten. Denn um Glück zu erleben, braucht es eher Ruhe und Langsamkeit. Aussagen wie „Wenn ich Geld habe, dann …!“ „Wenn meine

Beziehung einmal funktioniert, dann …!“ usw. sind absolute Glückskiller. Happiness gibt’s nur im Jetzt.

Glück passiert in mir drin, wenn ich mir des Augenblicks bewusst werde, wertfrei annehmen kann, was gerade passiert, eine innige Verbindung zu meinem Drumherum erlebe und dann Zeit habe, das Glück zu genießen: dieses herrlich kribbelnde Wohlgefühl in mir drin …

Dass das Glück – nach dem sich alle Menschen sehnen – bei jedem Menschen anders definiert wird, liegt oft an unseren unterschiedlichen Zielen im Leben. Wenn meine Realität mit meinen Vorstellungen übereinstimmt, dann gehört das zu den dauerhaftesten Glücksbringern.

Happiness ist eine Funktion des Gehirns. Wie alle Gefühle entsteht auch die Empfindung des Glücks dadurch, dass das Hirn den Körper beobachtet und die Signale aus ihm aufnimmt. Und das kann man trainieren! Das ist das eigentlich Spannende an der Sache mit dem Glück. Es gibt zwar keine schnellen Rezepte, aber es gibt ein funktionierendes Training.

Heutzutage gibt es eine umfangreiche Glücksforschung. Und die erbringt interessante Ergebnisse (die sich mit theologischen und biblischen Ergebnissen decken). Der Glücksforscher Mihaly Csikszentmihalyi z. B. nennt diesen Prozess des völligen Aufgehens im Leben, des Einswerdens mit einer Tätigkeit, neben der alle anderen bedeutungslos sind, „Flow“. Er sagt, wir sind dann am glücklichsten, wenn wir uns einer Sache widmen, die größer ist als wir.

Alle Glücksforscher haben inzwischen wissenschaftlich widerlegt, dass Happiness von den äußeren Umständen abhängt. Unsere Finanzen, unsere Intelligenz, unser Aussehen, selbst unsere Gesundheit bestimmen unser Glück nur zu zehn Prozent! Unser Glück hängt von unserer inneren Einstellung ab! Der einzige äußere Faktor, der Glück nachhaltig positiv beeinflusst, sind gesunde Beziehungen.

Ein Vorteil unseres Glaubens ist, dass wir davon ausgehen, dass Gott will, dass wir glücklich sind. Wenn dann die moderne Glücksforschung sagt, dass Glück eine Entscheidung sei und trainierbar ist, kann ich als Christ nur sagen: Amen! Genau! Und darum kommt hier jetzt der Trainingsplan:


Der 10-Punkte-Plan im Überblick:

1. Ich trainiere meine Achtsamkeit

Mönche und Psychologen raten dazu, auf die kleinen, guten Dinge im Alltag zu schauen: den atemberaubenden Abendhimmel, das verschmitzte Lächeln des Freundes. Hinzu kommt das Vorhaben, jeden Tag hemmungslos genießen zu wollen. Das müssen wir trainieren, aber es führt in diese sorgenfreie Haltung hinein, die in der Bibel immer wieder als Ideal beschrieben wird: Vertraut Gott, er sorgt sich um euch.

2. Ich versuche, negative und deprimierende Gefühle unter Kontrolle zu halten.

Das ist schwer, aber: es geht. Wenn wir unser Denken beeinflussen, können wir auch unser Fühlen beeinflussen. Als Deutsche denken wir, wir müssten bedrückenden und schweren Gedanken nachgehen, weil das ehrlich ist. Tatsache ist, dass solche Gedanken oft nicht wahr sind. Es ist gut, sich gelegentlich zu entscheiden, über Bedrückendes nicht nachdenken zu wollen. Dazu hilft, leichte Arbeit zu verrichten, die schnellen Erfolg bringt. Dazu hilft Vergeben, auch das entlastet. Es hilft, sich mit Interessantem abzulenken oder Kontakt mit Menschen aufzunehmen, die einem guttun (Emotionen sind ansteckend). Ebenso hilft, sich zu bewegen oder sich im Spiegel anzugrinsen. Das klingt nach Selbstüberlistung, aber es funktioniert!

3. Ich fördere meine Selbstliebe

Obwohl Jesus sagt „liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ und „du bist der geliebte Mensch“, sind Christen in diesem Punkt oft so richtig schlecht. Wir suhlen uns in falscher Demut, machen uns klein und halten das für fromm. So ein Blödsinn! Mit einer gesunden Selbstliebe kommen wir unserer Würde als Menschen viel näher! Sich selbst zu lieben macht happy.

4. Ich versuche, die Ursachen zu verstehen.

Es ist schon die halbe Miete, wenn ich begreife, warum ich gerade schlecht drauf bin. Natürlich kann man es mit der Psychologisierung des Alltags auch übertreiben. Aber zu reflektieren, woher meine schlechte Stimmung kommt, hilft, sie zu überwinden. Oft sind Ursachen für Unglücklichsein Dinge wie Neid oder Enttäuschung, die rational gut überwindbar sind.

5. Ich übernehme Verantwortung für mich

Kein anderer Mensch kann mich retten. Dieser Punkt klingt im christlichen Kontext fremd. Zu Unrecht. Denn obwohl wir von Gott her als Beziehungsmenschen geschaffen sind, bleibt es meine Sache, ob ich glücklich werde. Mein Mann, meine Frau, meine Freunde haben keine Verantwortung für mein Glück (so, wie sie keine Verantwortung für meinen Glauben haben). Allein das zu verstehen, macht happy.

6. Ich übernehme Verantwortung für andere

Das klingt vertrauter: „Einer trage des anderen Last …“ Aber das meint nicht die letzte Verantwortung für des anderen Glück, sondern meint praktische Hilfe, Anteilnahme und Liebe. Helfen macht glücklich. Das ist ein Naturgesetz.

7. Ich entscheide mich für die Freiheit

Wenn ich mich ohnmächtig fühle, wenn ich ausgeliefert bin, hat Glück wenig Chancen. Andererseits bin ich happy, wenn ich die Dinge in der Hand zu haben scheine. Auch „Freiheit“ ist eine Frage der Wahrnehmung. Das ist ein großes Thema. Hier muss es genügen zu sagen, dass auch das oberflächliche Empfinden Auswirkungen hat.

Ängstliche und deprimierte Menschen sagen, sie würden das Leben realistisch wahrnehmen. Und damit schaffen sie sich eine Welt, in der sie keine Kontrolle haben. Optimistische Menschen sehen das Leben oft als Film, in dem sie die Regie führen. Sie sind de facto nicht unbedingt freier, aber sie versprühen Freiheit und Happiness. Glücklich ist, wer Entscheidungen trifft. Etwas zu vertagen, abzuwarten, andere entscheiden zu lassen, fördert Unfreiheit und schwächt uns. Wir sind zur Freiheit berufen …

8. Ich bleibe neugierig und fördere Kontraste

Neues zu denken macht glücklich, trainiert das Gehirn und soll sogar die Gesundheit fördern. Laut Csikszentmihalyi kommen wir durch befriedigte Neugierde ganz schnell in den „Flow“. Happiness lebt von Kontrasten. Bei Überraschungen reagiert das Gehirn mit Ausschüttung von Glücksstoffen. Allerdings dürfen die nicht zu oft wiederholt werden. Es muss Zeit zum Vergessen dazwischen sein, und dann funktioniert es wieder.

Es müssen übrigens keine aufregenden großen Dinge sein, die Kontraste bringen oder auf die wir neugierig werden. Wenn wir trainieren, unsere Wahrnehmung zu schärfen, kann uns das

Geräusch von fallendem Laub beglücken; der Wechsel von ruhiger Entspannung und einem lauten Spieleabend mit Freunden kann uns happy machen.

Die Lust an der Entdeckung von Neuem und die Freude am Vertrauten schließen einander nicht aus. Jedes Interesse steigert die Lebenslust und jede Erfahrung, jeder Zugewinn an Wissen, stößt Türen zu wieder neuen Entdeckungen auf.

9. Ich pflege meine Beziehungen

Gute Freunde sind der Schlüssel zum Glück. Es gehört zur Lebensart des glücklichen Menschen, hier einen Schwerpunkt im Leben zu setzen: Freundschaften und Familie zu pflegen, anderen zu vergeben, Krisen durchzustehen, sich liebevoll zu verschwenden … so sind wir gemacht. Zum erfüllten Leben gehören gute soziale Beziehungen. Und nachdem der Glaube ein Beziehungsgeschehen ist, kann er das Glück nachhaltig fördern.

10. Ich übe es ein, dankbar zu sein

Ist das vielleicht der wichtigste Punkt? Könnte ich mir zum Frühstück drei Fragen stellen?

A) Was ist gut in meinem Leben?

B) Worüber kann ich glücklich sein?

C) Wofür kann ich dankbar sein?

Und schwups bin ich mir bewusster, dass ich happy sein könnte. Um Dankbarkeit einzuüben, hilft auch der sog. Abwärtsvergleich. Ehrgeizige Menschen vergleichen sich nach oben. Das Ergebnis auf der Gefühlsebene ist dann meist Neid und das Gefühl von Benachteiligung. Wer den Abwärtsvergleich nutzt, ist nachweislich positiver, dankbarer und glücklicher und setzt sich häufiger karitativ für andere ein.

So weit der Trainingsplan. Er ist unglaublich banal und doch tiefsinnig zugleich.

Sie entscheiden, was auch immer Sie happy macht.

Text: Jan Martin Depner
Artikelfotos: istockphoto.com