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Buchtipp
Herr Klee und Herr Feld

Der jüdische Humor ist vielgerühmt. Ein zeitgenössischer Vertreter ist der schweizerisch-deutsche Regisseur, Filmproduzent, Journalist und Schriftsteller Michel Bergmann. Mit dem Roman „Herr Klee und Herr Feld“ hat er seine Trilogie abgeschlossen, die sich mit der Nachkriegsgeschichte der Frankfurter Juden befasst. Wie in den beiden Vorgängern „Die Teilacher“ und „Machloikes“ geht es um die Familie Kleefeld und ihr Schicksal, das Bergmann mit viel Humor trotz tragischer Geschichte(n) schildert. Der Roman kann unabhängig von den beiden Vorgängern gelesen werden, auch wenn manche Figuren in allen dreien vorkommen.

„Herr Klee und Herr Feld“ sind die jüdischen Brüder Alfred und Moritz Kleefeld, die als Zweckgemeinschaft nun hoch in den Siebzigern gemeinsam in Moritz‘ Villa in Frankfurt miteinander auskommen müssen. Moritz ist emeritierter Professor und pflegt die jüdischen Traditionen, Alfred war als „Freddy Clay“ Schauspieler in billigen Horrorfilmen und pflegt seine Exzentrik. Man merkt den beiden Buchhelden den Filmhintergrund ihres Autors an – beide könnten auch einer (guten) Hollywoodkomödie entsprungen sein.

Die langjährige Haushälterin kündigt und die beiden suchen eine Nachfolge. Diese wird gefunden mit Zamira Latif – jung, schön, klug und ausgerechnet Palästinenserin. Die beiden unterschiedlichen Brüder umgarnen die junge Frau auf ihre jeweils eigene Weise und liefern in Gesprächen mit ihr ganz beiläufig Sichtweisen auf den israelisch-palästinensischen Konflikt. Bergmann gelingt es, viele schwere Themen mit Leichtigkeit und Witz zu schildern, ohne ihnen den Ernst zu nehmen. Die Figuren sind sympathisch und überzeugend, das Buch liest sich gut und schnell, trotz einer Fülle an Geschichte(n), die bei den Gebrüdern Kleefeld (und beim Autor Bergmann) bis nach Zirndorf zu ihren Ahnen reicht.

Ob das Buch einen realistischen Blick auf das zeitgenössische Judentum wirft, kann hier nicht beurteilt werden, aber es erweitert ganz nebenbei den Horizont und das Wissen – z. B. auch mit dem angehängten Glossar jiddischer Begriffe.

„Herr Klee und Herr Feld“ ist ein großer, intelligenter und witziger Lesespaß und ein tragikkomischer Sommerlesetipp.

INFOS ZUM BUCH

Michel Bergmann: Herr Klee und Herr Feld
dtv Verlagsgesellschaft, 2014
ISBN: 978-3423143592
Taschenbuch, 384 Seiten
Preis: 10,90 Euro

Text: Hannes Schott
Artikelfoto: iStockphoto.com