Kirche
Markus 9,24
Ich glaube; hilf meinem Unglauben!

Das ist ja schon ganz schön ärgerlich, dass das Leben so kompliziert ist! So uneindeutig, so komplex, so verwirrend paradox. Aber jetzt auch noch der Glaube?!

Je nachdem, wie wir gestrickt sind, halten wir das besser oder schlechter aus, dass mehrere widersprüchliche Dinge gleichzeitig wahr sein können. In der Jahreslosung für 2020 schreit ein Mensch, der glaubt und gleichzeitig nicht glaubt: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!

Mk 9,24

Völlig unlogisch … oder … vielleicht doch nicht?

Mich beruhigt dieser Satz, er lässt mich schmunzeln und er tröstet mich: „Ja, so ist das!“ Mein Vertrauen in Gott ist groß und doch ertappe ich mich immer wieder beim Zweifeln. Normal ist das, ärgerlich auch aber auch irgendwie erfrischend. Denn im Glauben geht es nicht um ein Starres Für-wahr-Halten von Richtigkeiten, sondern um eine dynamische, lebendige Sache, eine Beziehung mit Gott. Jede Freundschaft, jede Beziehung ist so kompliziert. Das macht auch den Reiz aus.

Um die Jahreslosung zu genießen und tröstlich zu finden, ist nur eines wichtig: Zu wissen, dass Gottes Glaube an uns und seine Liebe zu uns niemals wankt. In dieser Gewissheit darf unser Glaube dann stark, schwach, brennend, nicht vorhanden, angefochten und alles andere auch sein. Und das auch noch gleichzeitig.

Im Markusevangelium erlebt der, der da schreit, gleich ein Wunder. Wir dürfen 2020 auch damit rechnen, dass unser Hilferuf unser Vertrauen auf Gott stärkt, und unser Glaube fröhlich und dynamisch bleibt.

Text: Jan Martin Depner
Artikelfoto: istockphoto.com