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Jakobus grüßt Sebaldus
Jakobus grüßt Sebaldus

Lieber Sebaldus!

Ich grüße Dich herzlich von der anderen Seite des Flusses als ein Nachbarheiliger. Freude bereitet mir, dass Du stets mit der Jakobsmuschel, Hut und dem Stab als Pilger abgebildet wirst, auch wenn Dich Dein Weg wohl nicht in „mein“ Santiago de Compostela, sondern nach Rom führte. 

Pilgerbrüder im Geiste sind wir trotzdem. Daher möchte ich Dir einen Tipp geben: ich rate ja Pilgern zu leichtem Gepäck. 

Du aber schleppst neben den Pilgerattributen auch noch 

Deine ganze Kirche mit Dir herum. Wird die Dir nicht machmal zu schwer? Wenn ich mir das vorstelle, die Kirche und alles, was damit zusammenhängt, ständig tragen zu müssen, wird mir ganz schwindelig. 

Diese Verantwortung, diese Geschichte, diese Erwartungen! 

Ich versuche, möglichst wenig mitzunehmen, wenn ich pilgere. Viel kann ich eh nicht tragen – in der Jakobskirche fehlt mir sogar eine Hand. Daher empfehle ich Dir, Deine Kirche auch einmal abzulegen, aus der Entfernung anzuschauen und die Freiheit und Leichtigkeit zu genießen, die so ein Abstand bringt. Als Einsiedler wirst Du vermutlich eher den Menschen geähnelt haben, die auch heute wegen diakonischer Hilfe nach St. Jakob kommen. Und Du wirst ein ziemlich freier Geist gewesen sein.

Ich wünsche unseren Nachfolger*innen in der Nürnberger Innenstadt, dass sie die Freiheit des Glaubens spüren und vermitteln können, die uns Pilger verbindet.

Gott befohlen!  

Dein St. Jakob aus St. Jakob


Text: Hannes Schott
Foto: Oberfränkischer Ansichtskartenverlag