Kultur
Josef x 2 – die Träumer
Josef x 2 – die Träumer

Das Bild  ist vom Lukasevangelium geprägt worden, mit dem Kind in der Krippe, seiner Mutter Maria, dem Verkündigungsengel und den Hirten. Da ist für Josef kein Platz. Matthäus aber erzählt die Weihnachtsgeschichte
in seinem Evangelium aus der Sicht des Josef.
Und der ist drauf und dran seine Braut Maria zu verlassen, weil sie ohne seine Beteiligung schwanger ist. Demnach muss es wohl einen Nebenbuhler geben. Das wird den armen Josef ziemlich umgetrieben haben.

Als er einschläft, erscheint ihm im Traum ein Engel Gottes. Der klärt die Angelegenheit rund um die Schwangerschaft der Maria auf. „Was sie (Maria) empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist“, hört Josef den Engel sprechen (Matthäus 1, Vers 20b). Das muss ein intensiver Traum gewesen sein, denn als Josef aufwacht, sind seine Befürchtungen verflogen. Er nimmt Maria zur Frau.

Nachdem Jesus zur Welt gekommen ist, träumt Josef erneut. Diesmal wird er aufgefordert: „Nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten … denn Herodes (damals der römische Vasallenkönig in Israel) hat vor, das Kindlein umzubringen.“ (Matthäus 2, Vers 13). Tatsächlich macht sich die Heilige Familie auf den Weg ins ägyptische Asyl.

Nachdem Herodes I. stirbt, träumt Josef in Ägypten wiederum von dem Engel, der ihn nun auffordert, in sein Heimatland zurückzukehren. Auf dem Weg dorthin bekommt er aber Angst und befürchtet, dass seine Familie erneut verfolgt wird. Ein viertes Mal träumt Josef. Diesmal bekommt er sogar den Befehl, sich in Nazareth niederzulassen. Damit findet die Weihnachtsgeschichte bei Matthäus ihr glückliches Finale.

Josef träumt von Sonne, Mond und Sternen

Jahrhunderte vorher hatte schon ein Namensvetter des Josef jede Menge Träume. Ob im Kindergottesdienst oder im Religionsunterricht: Die Josefsgeschichten gehören zu den beliebtesten Erzählungen der Bibel. Mit 17 geht das bei dem jungen Josef mit dem Träumen los. Er bindet eine Getreidegarbe. Das machen auch seine elf Brüder. Doch im Traum verneigen sich deren Garben vor der einen von Josef. Genauso seltsam mag ihm ein weiterer Traum vorgekommen sein: Diesmal sind es die Sonne, der Mond und elf Sterne, die sich vor ihm verbeugen (1. Mose 37, Vers 9). Wäre alles nicht so schlimm gewesen, wenn Josef diese Träume nicht weitererzählt hätte.

Seine Brüder hintergehen Josef und er wird von Sklavenhändlern nach Ägypten verschleppt. Dort macht er aber Karriere als Traumdeuter und sorgt dafür, dass nach sieben Jahren reicher Ernten genügend Getreidevorräte für die dann folgenden sieben Hungerjahre vorhanden sind. Josef ist 30 Jahre alt und organisiert die Verteilung, als seine Familie aus Israel kommt, um von ihm Getreide zu kaufen. Sie erkennen ihn zunächst nicht und fallen vor ihm nieder. So erfüllten sich Jahre später die Träume des Josef. Die Bibel erzählt immer wieder von Menschen, die in schier auswegloser Lage einen Traum haben. Träume können manchmal der Schlüssel dafür sein, das sich – wie bei den beiden Josefs – eine neue Lebenstür öffnet.

 

Text: Paul Schremser

Foto: istockphoto