Kunst
Krippenszene aus St. Jakob
Krippenszene aus St. Jakob

In der Weihnachtsszene auf der linken Außenseite des Jakober Altars gibt es wahnsinnig viel zu entdecken. 

Die Experten sagen: „Die Weihnachtstafel des Jakobsaltars gehört zu den frühesten Darstellungen in Deutschland, die man (…) als Landschaftsbilder bezeichnen kann.“

Viele Tiere sind Teil dieses Weihnachtsgeschehens. Dabei amüsiert die Ziege, die links oben ein Blatt vom Baum knabbert. Rechts oben halten auch Hirsch und Hase andächtig inne, während ein gefräßiger Bär mit heraushängender Zunge dazwischen am Baum hängt.

Ein Hirte spielt darunter Dudelsack, während seine Hirtenkollegen sich vom linken Rand des Bildes dem Stall nähern. Die drei Weisen sind mit ihren Kameltreibern und Roßknechten auf dem Weg. Auch ihre Darstellung ist sehr detailliert: vom jungen, knabenhaften König über den mittleren, der einen Jagdfalken auf der Faust trägt, bis zum untersten König, dessen begeisterter Gesichtsausdruck beim Blick in den Stall nur noch zu erahnen ist.

Zentrum des Bildes sind Maria und Jesus. Josef links unten scheint von den Strapazen der Reise erschöpft zu schlafen. Eine fröhliche Engelsgruppe erstrahlt hinter der Mutter und ihrem Kind.

Nur ein Engel schaut nach unten und schlägt besorgt die Hände vors Gesicht: denn da zwickt den kleinen Jesus ein Vogel in den Finger. Es ist ein Distelfink, der so heißt, weil er anscheinend Disteln mag. So wurde er zu einem Symbol für die Passion Christi. Der Meister des Hochaltars von St. Jakob, dieser unbekannte gotische Maler, der ca. 1360 bis 1370 diesen Altar bemalt hat, wollte wohl sagen: Geburt und Passion Jesu gehören zusammen. Gott kommt nah und ist auch in allem Schmerz bei uns und hilft uns.

Dieses wunderbare Weihnachtsgeschehen, dass Gott Mensch wird, strahlt auf die ganze Welt aus. Nicht nur auf die Menschen aller Stände, die sich hier zur Krippe aufgemacht haben, sondern auf die ganze Schöpfung, wie der Mönch Petrus Venerabilis fröhlich gedichtet hat: „Erde freue dich, Himmel klatsche in die Hände!“

Text: Hannes Schott
Artikelfoto: Archiv St. Jakob

 

LITERATUR

Ewald M. Vetter und Christian Hecht: „Die Ikonographie des Hochaltarretabels der Nürnberger Jakobskirche“ in Jiří Fajt, Markus Hörsch, Marius Winzeler (Hrsg.): „Nürnbergs Glanz | Studien zu Architektur und Ausstattung seiner Kirchen in Mittelalter und Früher Neuzeit“, Böhlau Verlag Köln, 2019.