Kunst
Krippenszene aus St. Sebald
Krippenszene aus St. Sebald

Die Sebalder Makonde-Krippe

Hatte das Christkind schwarze Locken?

Seit etwa 20 Jahren steht sie in der Sebalduskirche: eine für uns ungewohnte Krippe, in der das Christuskind die drahtigen dunklen Löckchen eines afrikanischen Säuglings hat. 

Der namentlich unbekannte Künstler, von dem sie stammt, gehört der ostafrikanischen Kultur der Makonde an, die für ausdrucksvolle Schnitzarbeiten aus Ebenholz bekannt ist.

Maria, Josef und das Kind haben hier keinen Stall, aber sie werden durch den Stern und durch Engel begleitet und sind so eng miteinander verbunden, dass deutlich wird: nichts kann sie trennen.

Für Nürnberger*innen ist das „Christkind“ traditionell ein blondgelocktes Wesen im langen weißen Gewand – oder ein hellhäutiges Baby. Ein Kind, das in ihre Heimat passt.

Für den Makonde-Künstler ist Jesus ein kleiner Gottessohn mit schwarzen Löckchen. Ein Kind, das in seine Heimat passt.

Wir Europäer*innen finden das vielleicht irritierend, aber: Die zwischen den vielen alten Kunstwerken in St. Sebald oft übersehene afrikanische Krippe ist das Symbol für eine zentrale Botschaft des Weihnachtsfestes. Sie erinnert daran, dass der für alle Menschen zur Welt gekommene Christus niemals nur unserer sein kann. Er ist immer auch der Christus der anderen. Der Heiland der Welt muss überall Heimat finden, um wirklich in den Herzen der Menschen einziehen zu können.

Text: Petra Seegets
Artikelfoto: Archiv St. Sebald