Vortrag/Infoveranstaltung
Wir alle stehen für eine liberale, tolerante und offene Gesellschaft
Kundgebung gegen Antisemitismus

Ein breites Bündnis demokratischer Kräfte, verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und der Kirchen hatte am 31. Juli zu einer Kundgebung gegen Antisemitismus auf den Sebalder Platz eingeladen.

Erfreulicherweise zeigten gut 2.000 Nürnberger ihr Gesicht und bekannten sich mit ihrer Anwesenheit zu Religionsfreiheit und Demokratie in unserem Land. Im Folgenden dokumentieren wird die Rede des Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnbergs, Rudi Ceslanski in Auszügen:

Rudi Ceslanski, Vorsitzender der israelischen Kultusgemeinde Nürnberg

„… Es ist völlig in Ordnung, die Menschen im Gazastreifen zu unterstützen. Es ist absolut legitim, lsraels Politik zu kritisieren. Eine vernünftige und offene Debatte über die Situation ist uns immer willkommen. Das ist selbstverständlich kein Antisemitismus. Es ist aber auch in Ordnung lsrael zu unterstützen und zu versuchen über die Wurzeln des Konflikts besser aufzuklären. Physische und verbale Gewalt jedoch gegen Juden als vorgeschobene Reaktion auf die Ereignisse in Gaza ist Antisemitismus. Aber auch die morbide Besessenheit, wie die einzige Demokratie im mittleren Osten unerbittlich dämonisiert wird und die Aufrufe zu deren Zerstörung, ist eine lndikation für antisemitische Tendenzen. Und auch wenn aus lsraelkritik antisemitische Hetze wird, ist eine Grenze überschritten.

Der lauteste Teil der Unterstützer Palästinas hat jegliches Maß verloren und gibt allen die Schuld, die Kippas oder Davidstern tragen. Der Nahost-Konflikt ist 3000 Kilometer entfernt und ist spätesten 2014 in deutschen, französischen, britischen und holländischen Straßen angekommen. Es ist erschreckend, dass neben dem rechts- und linksradikalen Antisemitismus, der in Teilen der Mitte unserer Gesellschaft weiterhin fruchtbaren Boden findet, ein neuer Judenhass entsteht, mitgetragen von einem radikalisierten Teil von vor allem jungen Muslimen. … Die überwiegende Mehrheit der Muslime in Deutschland lebt friedvoll und zivilisiert mit uns. Sie sind in der Moderne angekommen.

Deutschland ist ein demokratisches und ein liberales und freies Land, in dem Jeder und Jede ein Recht auf freie Meinungsäußerungen hat. Hier gibt es weder Platz für antisemitische Parolen und Ausschreitungen noch gibt es das Recht Muslime und Moscheen anzugreifen. Jeder von uns ist aufgefordert bei Beleidigungen oder Androhung von Gewalt den Mut zu haben, offen zu widersprechen und sich zu wehren.

Wir müssen unsere Kinder in sehr jungen Jahren lehren, ihre Nachbarn unabhängig von Religion und Hautfarbe oder Herkunft zu respektieren. Wir müssen die Eltern und die Medien erziehen keinen Hass zu verbreiten.

Wer heute mit uns zusammen gegen den Antisemitismus kämpft, tut es nicht allein für die Juden. Er tut es, um die Säulen unserer Demokratie, die Werte des Miteinanders in unserer, Gesellschaft, die Vielfalt und die Freiheit der Meinungsäußerung zu verteidigen.
Wir alle stehen für eine liberale, tolerante und offene Gesellschaft wo Menschen mit vielfältigen Nationalitäten und Herkunft friedlich zusammenleben können.“

(Text: Ekkehard Wohlleben, Bild: privat)