Gesellschaft
Lebensphasen
Lebensphasen

Konrad Weber
Kindergarten

Konrad Weber ist 6 Jahre alt und besucht jetzt den Kindergarten Sebalder Burgzwerge. Er ist aus der Schweiz nach Nürnberg gezogen und war vorher in einem anderen Kindergarten.

Konrad: Neu hier im Kindergarten sind alle Kinder und die Spielsachen und die Bücher.  Sonst nix. Hier macht mir das Spielen viel Spaß – und Lesen. Ich weiß nicht mehr, was vorher schöner war. Hier gefällt‘s mir gut.


Elly, Henri und Ava Mattheé
Schule

Elly und Henri Matthée sind in der 1. Klasse und ihre große Schwester Ava ist neu im Gymnasium.

Elly: Es war sehr aufregend, in die Schule zu kommen. Toll ist, lesen und schreiben zu lernen, und dass man in der Schulbücherei Bücher ausleihen kann. Ich bin auch so froh, dass meine Freundin mit in meiner Klasse ist. Aber ich vermisse meine Lieblings-Kindergärtnerinnen Anita und Antonia.

Henri: Es ist ganz anders als im Kindergarten. In der Schule gibt es eine riesen Tafel im Klassenzimmer und man muss sich an die Tische setzen und kann nicht mehr spielen. Aber auf dem großen Schulhof kann man viel besser Fußball spielen. In der Schule fühle ich mich größer und nicht mehr so klein wie im Kindergarten. Aber Hausaufgaben mag ich nicht …

Ava: Im Gymnasium gibt es viel mehr Lehrer als in der Grundschule und die müssen den Lehrplan durchziehen. Das ist schon ein bisschen anstrengend. Es ist aber toll, verschiedene Lehrer zu haben. In der Grundschule war es auch schön, wir hatten eine sehr nette Lehrerin. Aber jetzt ist es doch etwas anderes. Und wir haben eine elektronische Tafel!


Fritz Meisner
Ausbildung

Fritz Meisner ist 26 Jahre alt und startete seine Ausbildung zum Hotelfachmann im Schindlerhof. 

Er ist über Umwege zu diesem Beruf gekommen: Nach dem Abitur studierte er erst einmal für vier Jahre Lehramt und stellte dann fest, dass dieser Beruf nicht seiner Berufung entsprach.

Diese Berufung fand er in einem Nebenjob: Als Student arbeitete er oft in einem kleinen Café, hat dort nebenbei eine Ausbildung zum Barista (einem Kaffeeexperten) absolviert – und dort vor allem sein „Gastgeber-Gen“ entdeckt. Bald darauf bewarb er sich beim „Schindlerhof“ – und hat sofort überzeugt.

Das wichtigste für diesen Beruf bringt Fritz Meisner bereits mit: die Liebe zu den Menschen. Kreativ und ambitioniert, wie er ist, wird er es sicher sehr weit in der Branche bringen.

Dazu sagt Fritz selbst: „Ich bin glücklich, die Lehre zum Hotelfachmann begonnen zu haben, und habe das Gefühl, im schönsten Beruf der Welt unterwegs zu sein.“


Christopher Stummvoll
Studium

Ich absolviere ein duales Maschinenbau-Studium bei Bosch. Nach meinem Abitur 2019 begann mein Vorpraktikum. Das hatte es in sich: Jeden Tag musste ich die Strecke mit S-Bahn und Fahrrad meistern, vor fünf Uhr aufstehen, 1 ½ Stunden hin und um 15 Uhr bei circa 30 Grad wieder denselben Weg zurück. Diese Umstellung kostete Überwindung und Durchhaltevermögen. Doch genau diese Herausforderungen lernte ich zu schätzen.

Früher in der Schule hatte man seinen Stundenplan. Alles wurde einem auf dem Silbertablett präsentiert – man musste sich um so gut wie nichts kümmern, lernte aber kaum, selbst Entscheidungen zu treffen.

Im Studium selbst sind die Unterschiede zur Schule nicht besonders groß. Man sitzt viele Stunden am Tag auf unbequemen Stühlen und lässt sich Physik, Ingenieursmathematik, Technische Mechanik und Konstruktion erklären.

Was mich wirklich weiterbringt, ist der praktische Teil. Fünf Stunden pro Woche in der Vorlesungszeit und Vollzeit in den Semesterferien arbeite ich bei Bosch und bekomme mit, wie es in einem Unternehmen läuft. Da habe ich eine Aufgabe. Das motiviert mich sehr und bringt mich weiter. Ich lerne wirklich fürs Leben und nicht nur für die Prüfungen.


Irene Wahl
Aufbruch ins Engagement

Den Blick über die Stadt schweifen lassen können, Abstand von allem gewinnen, ruhig werden und die Gedanken sortieren. Das alles gelingt mir, wenn ich auf dem Nordturm der Lorenzkirche stehe. Durch Zufall besuchte ich vor einigen Jahren eine Führung und war bald Stammgast der damaligen Donnerstagabendbegehungen des Turmes. Nicht lange, und man fragte mich, ob ich nicht selbst ehrenamtliche Führungen machen möchte. Das Team der Turmführer nahm mich sehr freundlich in seinem Kreis auf und mit den entsprechenden Informationen kann man relativ schnell und einfach einsteigen. Da man die Termine, an denen man eine Führung hält, selbst aussuchen kann, lässt sich diese Tätigkeit auch gut mit einem Vollzeitjob vereinbaren. Das Ehrenamt ist eine Möglichkeit, etwas zurückzubekommen, das viel mehr wert ist als Geld. Man trägt dazu bei, andere Menschen zum Staunen, Lachen oder auch zum Nachdenken zu bringen.

Wenn die Gruppe nach einer Führung dann etwas mit in ihren Alltag nehmen kann, hinterlässt dies auch ein gutes Gefühl bei einem selbst.


Luisa Reichert
Selbstständigkeit

Ich bin Goldschmiedin. Diesen Satz sagte ich mir oft vor, nachdem ich meine Gesellenprüfung bestanden hatte. Und ich sage ihn nun voller Stolz, nachdem ich meinen eigenen Laden eröffnet habe. Der Weg hierhin war aufregend, lang und steinig. Als gelernte Erzieherin entschied ich mich, meinen Traum zu verwirklichen und Goldschmiedin zu werden. Also zog ich für drei Jahre ins Allgäu und arbeitete anschließend bei einer Silberschmiedin, wo ich viel lernte.

Und dann stand plötzlich die Gelegenheit vor mir, meinen eigenen Laden zu eröffnen. Die folgenden drei Monate, in denen ich meinen Businessplan schrieb, bei Bank und Ämtern vorsprach und den Laden kernsanierte, wurden ein Auf und Ab der Gefühle. Zwei davon waren dominant: Mut (nicht die Abwesenheit von Angst, sondern deren Überwindung) und Zuversicht (ich vertraue auf mich und tue alles in meiner Macht stehende, um ein Gelingen zu bewirken). Ich habe gelacht und geweint, bin an Grenzen gegangen und wollte manchmal einfach nur hinwerfen.

Und ich würde mich immer wieder dafür entscheiden. Denn was all den Zweifeln und der Existenzangst entgegensteht, nämlich die Liebe zum Beruf, die Eigenständigkeit und Entscheidungsfreiheit, wiegt alles tausendfach auf. Ich bin Goldschmiedin in meinem eigenen Laden.


Andrea Franke
Pension

Wer könnte sich nicht an die Erleichterung erinnern, die der Gong in der Schule mit sich brachte: das Ende einer öden Stunde, Freitagmittag – Wochenende oder die großen Ferien wurden eingeläutet. Doch der allerletzte Gong nach 37 Jahren, 15 davon in der Schulleitung? Büro geräumt, Generalschlüssel abgegeben, Schluss! Da fängt man nicht am nächsten Tag etwas Neues an. Da ist erst einmal Innehalten angesagt, Abschiednehmen von leidenschaftlichem Arbeiten, der dankbare Blick zurück, Trennung.

Und dann kann man die Blickrichtung ändern auf ein wirklich anderes Leben, das beginnt; es liegt ein bisschen wie ungebahntes Gelände vor einem: Muße für schöne Dinge, Menschen und Situationen begegnen – dies ohne Blick auf den folgenden Termin, im Kirchenvorstand tagen, ohne auf die Uhr zu schielen, weil es spät wird, und in der Gemeinde mitarbeiten nach den eigenen Fähigkeiten.

Sich dabei Zeit lassen, Zeit haben: Luxus pur, ein Geschenk des Himmels.

Text: Annette Lichtenfeld
Artikelfotos: privat