Themenartikel
Gott nahe zu sein ist mein Glück (Psalm 73,28)
Macht Glaube eigentlich glücklich?

Schauen wir doch einmal in die Bibel und suchen nach Glück. Erstaunlich: Das Wort „Glück“ finden wir dort nur ganz vereinzelt.

Im Alten Testament wird das Leben mit allen glücklichen und schwierigen Tagen gedeutet als Gabe Gottes. So wird z. B. Josef in Ägypten als glücklich beschrieben, weil Gott bei ihm ist und sein Geschick lenkt.

Im Neuen Testament taucht das Wort Glück gar nicht auf – wohl aber wird das Lebensgefühl beschrieben. Die Seligpreisungen (Matthäus 5) oder die Geschichte vom verlorenen Sohn (Lukas 15) zeichnen Bilder gelingenden Lebens. Da wird ein neuer Anfang geschenkt. Da sehen wir eine gerechte Welt, in der Menschen solidarisch leben. Wenn ein Mensch nicht mehr verhaftet bleibt in seiner Einsamkeit oder Schuld, wenn ein Mensch frei wird – all das ist Glück.

Mit Jesus und seiner Vision vom Reich Gottes kommt ein neues Lebensgefühl in die Welt. Der Zusammenhang von Schuld und Strafe wird durchbrochen.

Glück ist im christlichen Verständnis nicht ein Ziel, das wir durch Machen und Anstrengen selbst erreichen können. Vielmehr ist es das Grundgefühl der Geborgenheit, das Wissen: mit allem, was ich bin und habe, bin ich in Gottes Hand gehalten. Gutes und gelingendes Leben geschieht, wenn wir aus Liebe handeln.

Damit grenzen sich die ersten Christen ab von der griechischen Philsosophie. Denn dort gilt Glück als die Verwirklichung der eigenen Anlagen und das Streben nach Höherem. Dieser Begriff „eudaimonia“ (Glück, Glückseligkeit) wurde von den Christen nicht verwendet. Ihnen war das Heil des Menschen wichtiger als sein Glück. Dennoch trägt ja jeder Mensch das Streben nach Glück in sich. Gelingendes Leben, Mut, Vertrauen, Optimismus – all das sind Folgen, wenn ein Mensch auf Gott vertraut. Allerdings ist dieses Glück unverfügbar, es ist nicht durch eigene Anstrengung zu erreichen. Es ist und bleibt ein Fragment.

Ganz wichtig ist auch das Glück der Gemeinschaft im Glauben. Sich verbunden zu wissen im Glauben, Hoffen und Beten mit Menschen rund um den Erdball ist für viele Christ*innen ein großes Glück.

Und es führt über diesseitige Erfahrungen hinaus: Glück wird nicht nur im Hier und Jetzt gefunden und erlebt. In Momenten großen Glücks ahnen wir, dass echtes Glück nicht nur von dieser Welt ist, sondern eine Dimension hat, die über unser irdisches Leben hinausreicht.

Text: Annette Lichtenfeld
Artikelfoto: istockphoto.com