Kunst
„Hello Nature“ ist eine Ausstellung mit biblischen Bezügen
Mensch und Natur im Einklang
Roelant Savery: Paradies, 1625: Tiere und Pflanzen spielen die Hauptrolle, Adam und Eva sind ganz klein unter dem Baum im Hintergrund zu sehen. Foto: Georg Janßen, GNM

„Paradies“ hat Roelant Savery sein Ölgemälde genannt, das 1625 entstanden ist. Mitten im Dreißigjährigen Krieg drückt das Bild die Sehnsucht nach einem harmonischen Miteinander von Mensch und Natur aus. Somit ist das Werk, das im Besitz des Germanischen Nationalmuseums (GNM) ist, zugleich das Titelmotiv der Sonderausstellung „Hello Nature“. Sie ist bis 2. März im GNM zu sehen.

Von der Frühgeschichte des Menschen bis heute: Noch nie sei ein so großer Bogen in einer Ausstellung des GNM gezogen worden, erklärt Generaldirektor Daniel Hess. „Seitdem der Mensch sesshaft wurde, hat er seine Umwelt beeinflusst und verändert“, sagt der 61-Jährige. Mit 250 Kunstwerken aller Gattungen beteiligt sich das GNM am Diskurs um Klimawandel, Nachhaltigkeit und Biodiversität.

Der biblische Auftrag Gottes „Macht euch die Erde untertan“ (1. Mose 1, 28) ist ab dem 16. Jahrhundert umgedeutet worden zur Ausbeutung der Erde. Deshalb geht es in der Ausstellung auch um Bergbau mit der Gewinnung von Kohle, Uran, Edelsteinen und so genannten seltenen Erden, ohne die kein Smartphone funktionieren würde.

Die Natur wehrt sich

Zu sehen sind begehrte Objekte aus der Tierwelt: Ein Fächer aus Straußenfedern oder eine Handtasche aus Affenfell. Seit dem Washingtoner Artenschutzabkommen von 1973 ist der Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten streng reguliert. Einiges, was der Zoll an verbotenen Gegenständen gefunden hat, ist jetzt im GNM zu sehen.

Doch die Natur schlägt auch zurück. In der wohl bekanntesten Hochwasserkatastrophe beschreibt die Bibel, wie die Tierwelt gemeinsam mit Noah und seiner Familie in einer Arche überlebt (1. Mose 6 – 9). Hochwasser, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Stürme, Waldbrände: Es gibt kaum eine Nachrichtensendung ohne Katastrophenmeldungen.

„Erst in unserer Zeit begreift der Mensch die Natur als Gegenüber“, betont Direktor Hess. Zu einem Zusammenleben auf Augenhöhe zwischen Mensch und Umwelt soll deshalb das weltweite Recht der Natur beitragen. Der südamerikanische Staat Ecuador hat den Anfang gemacht und dieses Recht 2018 in seine Verfassung geschrieben.

Die Ausstellung beantwortet die Frage des künftigen Miteinanders von Mensch und Natur aber nicht nur juristisch, sondern mit historischen und zeitgenössischen Kunstwerken. Daniel Hess fasst es mit diesen Worten zusammen: „Die Ausstellung weist einen Weg, das kulturelle Erbe des Menschen zu bewahren und mit neuen Perspektiven in die Gegenwart zu transportieren.“

Text: Paul Schremser

INFO

„Hello Nature“ – Sonderausstellung des Germanischen Nationalmuseums
Eintritt: € 10 / ermäßigt € 6). Dazu ist ein Katalog zum Preis von € 37 erschienen (im

Buchhandel € 49)

Blick in die Eingangssituation der Ausstellung „Hello Nature“ im Germanischen Nationalmuseum. Foto: Felix Röser, GNM
Im frühen 16. Jahrhundert kommen Kunst- und Wunderkammern auf. Heute sind es Beispiele für die menschliche Ausbeutung der Natur. Foto: Felix Röser, GNM