Innenstadt
Pfarrer Hannes Schott neu an St. Jakob
Mit Herz und Humor

Bayreuth ist meine Heimatstadt, dort wurde ich 1980 geboren und dorthin kam ich nach dem Studium in Neuendettelsau und Heidelberg und dem Vikariat in Hallstadt bei Bamberg für meine erste Pfarrstelle zurück. In Bayreuth habe ich meine ersten Gehversuche im Pfarrberuf unternommen, aber in den letzten Jahren auch mit Erfolg einige ausgefallene Projekte durchgeführt: Im Reformationsjubiläumsjahr 2017 habe ich angestoßen, dass 40 Menschen zusammen das 1. Buch Mose auf Fränkisch übersetzten. 2018 kam mir die Idee, wie die Urchristen daheim Gottesdienste zu feiern und verloste mit großem Erfolg in der Adventszeit „Wohnzimmergottesdienste“ mit mir als Prediger und Liturgen bei Menschen zu Hause. Im vergangenen Jahr unternahm ich mit einem kleinen Team „Busgottesdienste“ und fuhr singend, betend und predigend mit einem Bus voller Interessierter durch die Fränkische Schweiz.

Warum ich diese Aktionen initiiert habe? Sie gehören für mich auch zu einer „Besonderen Willkommenskultur“, die wir als Kirche in der Moderne brauchen.

Regelmäßiger Kirchenbesuch ist nicht mehr die Norm, in den Medien wird die Kirche oft misstrauisch beäugt und mit Klischees dargestellt. Gesellschaftlich ist die Kirche oftmals  im toten Winkel gelandet. Mir ist es ein Anliegen, niederschwellig und humorvoll, kreativ und ohne erhobenen Zeigefinger Menschen neu für die Kirche zu begeistern.

Ein Kollege von mir hat aus seinem Religionsunterricht in der Berufsschule erzählt, dass das Votum dort in den letzten Jahren immer gelautet habe, Kirche sei langweilig. Inzwischen habe es sich jedoch geändert und es würde nun gefragt werden: „Was ist denn das überhaupt – Kirche?“

Ich hatte innerlich jubiliert, als ich das hörte. Denn wenn Kirche nicht mehr bekannt ist, sind die Vorurteile und Klischees über sie ebenfalls nicht mehr bekannt. Eine kirchenferne Gesellschaft ist wie ein leeres Blatt, auf das die Kirche neu schreiben und sich neu definieren kann.

Für mich ist die Kirche ein Ort, an dem wir kreativ sein können, uns verwirklichen, uns mit anderen Hoffnungssuchern und Hoffnungsstiftern treffen, uns austauschen, Stärkung erfahren, anderen helfen können – in großartigen Gebäuden mit langer Tradition.

Nach zehn schönen Jahren am Bayreuther Stadtrand bin ich jetzt motiviert zu neuen Herausforderungen in der herrlichen Nürnberger Innenstadt. Der Dialekt und das Gemüt ähneln sich, sodass ich keinen Kulturschock erwarte.

Was mich an St. Jakob auch sehr reizt, sind die Gottesdienste mit professioneller Popmusik oder die „Tohuwabohu“-Kirche für Familien – „Besondere Willkommenskultur“ einfach. Aber auch die eher traditionellen Konzepte wie Seniorenkreis, Bibelstunde, Posaunenchor, Kirchenkaffee, ökumenische Aktivitäten und „normale Gottesdienste“ kenne und schätze ich aus meiner zehnjährigen Praxis in Bayreuth. Als leidenschaftlicher Wanderer und Radfahrer, der schon einige Stationen des Fränkischen Jakobswegs gepilgert ist und sich mit dem Thema „Laufen“ auch in spirituellen Dimensionen beschäftigt hat, freue ich mich auf die Arbeit in einem Pilgerzentrum, auch wenn sich mein Besuch in Santiago de Compostella bisher auf die Lektüre von Hape Kerkelings Buch beschränkt.

Seit meinen Besuchen in Taizé gehören alternative, meditative Gottesdienstformen fest zu meiner Spiritualität, die ich auch in der Nürnberger Innenstadt gern weiter pflegen würde. In meiner bisherigen Funktion als langjähriger Seelsorger der Bewohnerinnen und Bewohner des Therapiezentrums Maximilianshöhe in Bayreuth habe ich Menschen begleitet, die am Rande der Gesellschaft leben oder mit Suchtkrankheiten zu kämpfen haben. Auch das sind also keine völlig neuen Herausforderungen für mich. Die Kirche ist für mich ein Ort, an dem wir sein können, wer wir sind – gerechtfertigt, wenn wir dieses alte Wort gebrauchen wollen.

Ich freue mich darauf, Sie kennenzulernen und mit Ihnen gemeinsam von der Kirche der Zukunft zu träumen und daran zu arbeiten.

Mein großes Hobby ist das Kabarett: seit der Schulzeit stehe ich auf der Bühne und bin inzwischen Mitglied beim „Weißblauen Beffchen“, dem ältesten und bekanntesten bayrischen Pfarrerkabarett. Dieses Hobby erleichtert es mir, mit großem Humor und manchmal nötiger Distanz, die Herausforderungen anzunehmen, die Christen- und Pfarrersleben in der Moderne mit sich bringt.

Ich freue mich darauf, Sie bald bei der einen oder anderen Veranstaltung oder auch in meinem Büro zum persönlichen Gespräch „Willkommen“ zu heißen und kennenzulernen!

Ihr Pfarrer Hannes Schott

Text: Hannes Schott
Artikelfoto: privat