Innenstadt
Zusammenarbeit der Innenstadtgemeinden
(Neu-)Aufbruch in der Innenstadt

Die Zusammenarbeit der evangelischen Kirchengemeinden
in der Innenstadt soll weiter gestärkt werden
Reformation – das ist ganz wörtlich ein Zurück zu ursprünglichen Ideen und Inhalten, um daraus Impulse für eine „Neuformatierung“ oder Neugestaltung der wesentlichen Ursprungsgedanken zu gewinnen. Genau das tun Pfarrerinnen und Pfarrer aus den Innenstadtgemeinden, wenn sie seit Herbst letzten Jahres die inzwischen gewachsenen Formen der Zusammenarbeit der vier Kirchengemeinden St. Sebald, St. Lorenz, St. Jakob und St. Egidien nach rund 10 Jahren Innenstadtverbund einer wohlwollenden und kritischen Überprüfung unterziehen.

Nur noch wenige derzeitig aktive Pfarrinnen und Pfarrer der Innenstadtgemeinden haben den Prozess selbst miterlebt, der im Jahr 2008 dazu führte, dass ein gemeinsames Innenstadtpfarramt gegründet wurde. An vielen Stellen gibt es heute Weiterwicklungen, die 2008 noch gar nicht im Blick waren. Gleichzeitig ist das Potential an Zusammenarbeit noch lange nicht ausgeschöpft. Und so entschied sich das Pfarrkapitel im September 2016, die Innenstadtkooperation einer Relaunch zu unterziehen. In einem mehrstufigen Prozess wurden zunächst der Ist-Zustand der Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen in den Blick genommen. Davon ausgehend werden nun Schritte für die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit entwickelt.

Zunächst war es spannend, alte Gründungsdokumente in die Hand zu nehmen und gemeinsam festzuhalten, welche Entscheidungen sich nach 10 Jahren Praxis bewährt haben und wo sich Wege der Zusammenarbeit inzwischen weiterentwickelt oder verändert haben. Die Satzung des Gemeindeverbundes rief die ursprünglichen Ziele noch einmal in Erinnerung: Verbesserung der Kommunikation und des Dienstes an den Menschen, sowie die Entwicklung zukunftsfähiger Wege angesichts veränderter Mitgliederstruktur. Besonders in Hinblick auf eine gemeinsame Verwaltung wurden die Erwartungen durch das gemeinsame Innenstadtpfarramt voll erfüllt. Die engagierten Mitarbeiter des „Ipfa“ haben die Grundidee von einem gemeinsamen Pfarramt seit 2008 erfolgreich zum Leben erweckt.
Doch damit sollte der Prozess nicht zu Ende sein, stattdessen hielt die Satzung fest: „Dem Gemeindeverbund obliegt ferner die laufende Überprüfung sowie Fortentwicklung der Strukturen und Aufgaben des Gemeindeverbundes.“ Tatsächlich entstanden in den folgenden Jahren viele weitere Kooperationsfelder, die sich sehen lassen können: Das Citykirchen-Magazin für gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit, gemeinsame von Diakonin Ute Kollewe durchgeführte Kinder- und Jugendarbeit, gemeinsame Konfirmandenarbeit, Zusammenarbeit im Kindergarten und Kooperationen im Bereich der Kirchenführungen und Diakonie.

Das ursprüngliche Ziel, dass sich die Kirchengemeinden in ihrer Identität und ihrem Profil ergänzen und fördern wurde in etlichen Arbeitsfeldern bereits realisiert, eine Weiterarbeit in Bereichen Gottesdienst, Kirchenmusik oder mit speziellen zielgruppenorientierten Angeboten scheint jedoch weiterhin lohnenswert. Auch beim Zusammenspiel der Innenstadtgemeinden und den „Diensten und Einrichtungen“ im Haus Eckstein legt sich eine Weiterentwicklung nahe. Gemeinsam bieten all diese kirchlichen Orte außerordentlich viele Möglichkeiten, wie Menschen in der Innenstadt Nürnbergs evangelische Kirche in den unterschiedlichsten Handlungsfeldern für sich entdecken können. Das Ausschöpfen des gemeinsamen Potentials als CITYKIRCHE für die Menschen in der (Innen-)Stadt bildet damit einen Schwerpunkt der gemeinsamen Überlegungen in der Weiterentwicklung der Innenstadtarbeit.

Neben der weiterführenden Klärung organisatorischer Fragen der Leitung, Personalentwicklung oder Raumnutzung bietet der neuangestoßene Prozess auch die Chance, miteinander die geistliche Dimension als Kirche in der Stadt in den Blick zu nehmen. Welche Bilder von Kirche der Zukunft leiten uns? Wie dienen wir als Kirche von unserem geistlichen Auftrag her den Menschen? Welche Rahmenbedingungen können wir in der Citykirche dafür schaffen, dass möglichst viele Menschen in der Kirche einen Ort finden, in denen sie ihren Lebens- und Glaubensfragen in hilfreicher Weise nachgehen können?

Ecclesia semper reformanda – die Kirche muss sich immer wieder reformieren – das gilt eben nicht nur für die Kirche als Ganzes, sondern auch für die konkreten Vollzüge von Kirche vor Ort. Und so wird der Kooperationsprozess der Innenstadtgemeinden auch im Reformationsjahr 2017 weitergehen. Nicht aus Reformdruck, sondern aus dem bleibenden Wunsch heraus, gemeinsam Kirche nahe bei den Menschen und bei Gott zu sein.

Text: Tobias Fritsche
Illustration: Madame Privé