Innenstadt
500 Jahre St. Johannis und St. Rochus.
Neue Friedhöfe für die Stadt
St. Johannisfriedhof

500 Jahre St. Johannis und St. Rochus. Ein kaiserlicher Erlass vom 31. Oktober 1518 gilt als Gründungsdatum der beiden Friedhöfe von St. Johannis und St. Rochus:
Der Kaiser verfügte, dass Bestattungen nur noch außerhalb der Nürnberger Stadtmauern stattfinden durften und bewirkte damit, dass für die Bewohner der Stadtteile St. Sebald und St. Lorenz neue Begräbnisstätten geschaffen werden mussten. Während für die Lorenzer Stadtseite in Gostenhof Grund für einen neuen Friedhof erworben wurde, konnte man für die Sebalder Bestattungen auf den bereits bestehenden Friedhof des Siechkobels St. Johannis zurückgreifen, der auch schon als Pestfriedhof gedient hatte und den man lediglich erweitern musste. Es gelang dem Nürnberger Magistrat schon vor der Reformation, sich die Oberherrschaft über die Friedhöfe zu sichern und strenge Vorschriften zu erlassen. Diese dienten zur Vermeidung sozialen Unfriedens, weil niemandem aus der Stadtgesellschaft ein Vorrang eingeräumt wurde.

Gleichheit im Tode
So war die Größe der als Bedeckung der Grabstellen dienenden Sandsteinquader genau vorgeschrieben und konnte durch einen genormten Messstab kontrolliert werden. Auch waren als einziger Schmuck der Grabsteine metallene Relieftafeln, die so genannten Epitaphien, erlaubt. Während der St. Rochusfriedhof aufgrund der in seinem Einzugsbereich wohnenden, überwiegend handwerklich tätigen Bevölkerung als Handwerkerfriedhof bezeichnet wird, gilt der St. Johannisfriedhof vielen Besuchern als „Prominentenfriedhof“, da hier die Gräber der bekanntesten Künstler und Gelehrten der Blütezeit Nürnbergs wie Willibald Pirckheimer, Lazarus Spengler, Albrecht Dürer, Veit Stoß und Wenzel Jamnitzer zu finden sind. Dabei bietet dieser Friedhof ein wesentlich reichhaltigeres Spektrum: Gemäß dem in Nürnberg angestrebten Prinzip der „Gleichheit im Tode“ liegen neben den auch hier begrabenen Handwerkern Patrizier und Großkaufleute, Bankiers, Theologen und Literaten, so dass der St. Johannisfriedhof ein Spiegelbild der Nürnberger Stadtgesellschaft von der frühen Neuzeit bis heute ist.

500 Jahre Epitaphienkultur
Denn dank des Traditionsbewußtseins der Nürnberger wurde die Epitaphienkultur über nunmehr 500 Jahre ununterbrochen und in hoher kunsthandwerklicher Qualität gepflegt, nicht zuletzt dank der hervorragenden Fertigkeiten der für die Epitaphienherstellung verantwortlichen Rotgießer. Zu den bekanntesten gehören die Vischer-Werkstatt, die Weinmann-Werkstatt im 17. Jahrhundert und die ab 1850 in Johannis bis heute tätige Kunstgießerei Burgschmiet mit ihren Nachfolgern Lenz und Jahn.

Text und Fotos: Claudia Maué (Heimatpflegerin der Stadt Nürnberg)

diverse Epitaphien um ca. 1600