Kirche
Jan Martin Depner
Neuer Pfarrer in St. Lorenz

Wartezeiten haben es in sich: Je mehr wir uns nach einem Menschen oder der Erfüllung eines Wunsches sehnen, desto langsamer und damit quälender scheinen die Tage und Wochen zu vergehen. Das aber steigert Vorfreude und Erwartung. Das wird auch „der „Neue“ in St. Lorenz zu spüren bekommen: Jan Martin Depner tritt Anfang September gleich eine doppelte Nachfolge an: Zur einen Hälfte tritt der 55-Jährige als zweiter Gemeindepfarrer – auf einer halben Stelle – in die Fußstapfen von Tobias Fritsch, der zum neuen Landesjugendpfarrer berufen worden ist.

Eine Wirkung und Ausstrahlung weit über
St. Lorenz hinaus aber findet der zweite Arbeitsbereich, den Jan Martin Depner mit der anderen Hälfte seiner Zeit und Kraft betreut und weiter entwickelt: Nach dem überraschenden und bewegenden Abschied von Susanne Bammessel übernimmt er auch die Verantwortung für die Gäste- und Touristenseelsorge. Immerhin gehen in St. Lorenz jährlich insgesamt rund 700.000 Besucher ein und aus – mit dem großen Team von Kirchen- und Turmführern und den „Welcomern“ im Begrüßungsdienst wird er versuchen, sie gut anzusprechen und die Voraussetzungen zu schaffen, dass sie bleibende und erfüllende Eindrücke mitnehmen, möglichst auch spirituelle Impulse.

Dafür bringt der gebürtige Frankfurter einen Hauch von „großer weiter Welt“ mit nach Nürnberg. Denn in den vergangenen Jahren war der Theologe in einem ausgesprochen internationalen Umfeld tätig – als Dozent für Systematik am Lutherischen Seminar in Shatin/Hongkong zur Ausbildung künftiger Pfarrer – und zugleich in der Evangelischen Gemeinde Deutscher Sprache in der Boomstadt. Ein Umfeld, in dem Fragen beispielsweise nach der Vermittlung von Glauben und Werten und danach, wie politisch Kirche sein soll und darf, vielleicht noch spannender und brisanter wirken als hierzulande. Gerade in jüngerer Zeit, in der sich eine große Mehrheit von Bürger massiv gegen die Allmachtsansprüche der chinesischen Zentralregierung im fernen Peking zu wehren versucht.

Schon während seines Studiums, erst in Oberursel im Taunus, dann in Mainz und Erlangen, hatte es ihn zu einem Auslandsjahr nach Durham in Großbritannien gezogen. Als Vikar lernte er in Eysölden im Landkreis Roth das religiös vielfältig geprägte ländliche Franken kennen, Erfahrungen als junger Pfarrer zur Anstellung sammelte er in Herzogenaurach – und war von dort aus als Jugendpfarrer im Dekanat Erlangen unterwegs. Nach St. Lorenz kommt er sicher mit dem Elan, den er in einem Gemeindebrief in Hongkong einmal für die Periode nach den Sommerferien so beschrieben hat: Es gehe mit neuem Schwung darum, „in der Sprache unserer Zeit davon zu zeugen, dass der Glaube eine ganz und gar moderne „Sache“ ist, heute wie vor 2000 Jahren Menschen befreien will, wirklich gute Nachricht ist und anspruchsvoll dazu auffordert, die Trends und Überzeugungen der Zeit zu hinterfragen“.

Offiziell in seinen Dienst eingeführt wird
Jan Martin Depner am Erntedanksonntag, 6. Oktober.

Herzlich willkommen in Nürnberg und St. Lorenz – und künftig auch im Redaktionsteam der Citykirche.

Text: Wolfgang Heilig-Achneck
Foto: Martin Sura
Porträt: privat

Jan Martin Depner