Innenstadt
Niemand darf ertrinken
Niemand darf ertrinken

Ein kleiner Junge, erst zwei Jahre alt. Nennen wir ihn Ali. Es ist August im Jahr 2020. Da sitzt er mit seiner Mutter Cisse in einem kleinen Gummiboot mitten auf dem Meer. Um ihn herum noch weitere 96 Menschen – eng auf eng.

Gemeinsam versuchen sie übers Mittelmeer die europäische Küste zu erreichen. Eine Verzweiflungstat, bei der im letzten Jahr mindestens 1.864 Menschen ums Leben gekommen sind.

„Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“ Pfarrerin Sandra Bills spricht diese Worte am Ende des Dortmunder Kirchentags 2019. Das ist die Initialzündung für das Bündnis „United4Rescue“, der zivilen Seenotrettung und einer erfolgreichen Spendenaktion. Anfang 2020 wird ein ehemaliges Forschungsschiff gekauft, umgebaut und auf den Namen „Sea Watch 4“ getauft. Dass Ali und seine Mutter heute noch leben, haben sie den mutigen Menschen auf diesem Schiff zu verdanken.

Nürnberger Kirchengemeinden für zivile Seenotrettung

 

Seit Kurzem ist mit der „Sea Eye 4“ ein weiteres ziviles Rettungsschiff im Einsatz, um Bootsflüchtlinge im Mittelmeer aufzunehmen. Auch dieses Schiff ist allein aus Spenden und ohne Kirchensteuermittel finanziert worden.

Dem Bündnis „United4Rescue“ gehören inzwischen über 800 Partnerorganisationen an. Darunter befinden sich die Stadt Nürnberg und seit Oktober auch das evangelische Dekanat Nürnberg. Bei ihrer Herbsttagung in der Jugendkirche „LUX“ hat die Dekanatssynode mit großer Mehrheit beschlossen, dem Bündnis beizutreten, „damit das Schicksal der Flüchtenden im Mittelmeer nicht vergessen wird“, heißt es in einer Erklärung der Synode.

 

Das eine tun, ohne das andere zu lassen.

 

Doch sollte den Menschen nicht besser im eigenen Land geholfen werden, damit sie gar nicht erst flüchten müssen? Eine oft gestellte Gegenfrage. Das eine tun, ohne das andere zu lassen, lautet die Antwort. Mit ihrer Aktion „Brot für die Welt“ bekämpfen die evangelische Kirche und die Diakonie die häufigsten Fluchtursachen: Krieg, Verfolgung und Klimawandel.

Allerdings räumt das evangelische Hilfswerk ein, mit seinen Partnern vor Ort nur punktuell tätig sein zu können, solange die Spenden aus Deutschland fließen. Weil aber die Fluchtursachen nicht grundsätzlich bekämpft werden können und auch eine staatliche Seenotrettung fehle, sei die Rettung der Bootsflüchtlinge im Mittelmeer eine „humanitäre Pflicht“, unterstreicht die Organisation „United4Rescue“.

Der kleine gerettete Ali hat sein Leben noch vor sich. Er hat gute Chancen, es in Frieden und Freiheit zu verbringen. Seine Mutter Cisse hat inzwischen Asyl beantragt. Sie macht eine Berufsausbildung und hofft, nicht wieder in ihre Heimat abgeschoben zu werden.

Text: Paul Schremser, Collage: United4Rescue

Info:

Die evangelische Stadtakademie lädt am 3. Mai um 19 Uhr in das haus eckstein, Raum E01 ein:

„Seenotrettung auf dem Mittelmeer – Unterwegs mit der Sea Eye 4“

Referent: Dominik Reisinger, Technischer Vorstand der Hilfsorganisation Sea-Eye

Eintritt frei – Anmeldung bis 2. Mai unter Telefon 0911 214 2121 oder per E-Mail an  stadtakademie.nuernberg@elkb.de