Innenstadt
Nürnberg – Rostock
Nürnberg – Rostock: Neue Impulse für Citykirchen-Partnerschaft
Diakon Arne Bölt beim Mittagsgebet unter der prächtigen Renaissancekanzel in der Rostocker Marienkirche. Um mehr Nähe zur Gemeinde zu schaffen, wurde dort ein neuer Altar im Zentrum der Kirche postiert.

Die Verbindungen, das stimmt, waren schon mal enger und intensiver. Aber es gibt sie noch: Seit fast 40 Jahren besteht eine Partnerschaft zwischen St. Lorenz in Nürnberg und der Marienkirche in Rostock. Als Citykirchen und auch in der Hansestadt schon zu DDR-Zeiten von Touristen geschätzte Top-Sehenswürdigkeiten durften sie sich immer schon als Wahlverwandte fühlen. Den größeren Rahmen bot die Partnerschaft der Landeskirchen von Bayern und Mecklenburg; gerade vor der „Wende“ sollte sie als Brücke zwischen Ost und West dienen und letztlich auch helfen, eine Auszehrung der lutherischen Kirchen in Ostdeutschland zu verhindern.

Erste zarte Bande hatten die damaligen Pfarrer geknüpft, 1982 kam es zu ersten größeren Begegnung in Rostock. Den passenden Anlass bot damals die 750-Jahr-Feier von St. Marien – da duldeten die Machthaber, dass Gemeindemitglieder in größerer Zahl Gäste aus dem Westen einluden.

Etliche der damals entstandenen Freund- und Bekanntschaften bestehen bis heute.  Sie sind ein reicher Schatz und eine unverzichtbare Basis zur Verständigung in unseren Kirchen und unserem Land. Wird doch, 30 Jahre nach dem Fall der Mauer, wieder neu und sogar intensiver darüber diskutiert, ob und wie gut die Einheit gelungen ist und wie weit sich Ost- und Westdeutsche verstehen. Auch wenn (und gerade weil) manche Klischees im Spiel sind, wollen die Partner von St. Lorenz und St. Marien die gewachsenen Verbindungen nicht acht-los verspielen.

Das wurde auch bei einem Besuch einer kleinen Lorenzer Delegation in Rostock deutlich. Den Anstoß hatte ein gleich doppelter Anlass geboten: In Rostock wurde mit Willfried Knees erstmals ein Pfarrer eingeführt, der auch ausdrücklich und offiziell als City-Pastor und „Stadtpfarrer“ übergreifende Aufgaben wahrnehmen soll. Und in Greifswald erlebten die Nürnberger die Einführung von Tilman Jeremias ins Bischofsamt für den Sprengel Mecklenburg und Pommern innerhalb der Nordkirche. Der aus Bayern stammende Theologe war zuvor Pfarrer in der Rostocker Innenstadt – und daher auch den Nürnbergern gut bekannt.

Freilich: Die Rahmenbedingungen haben sich nicht nur politisch, sondern auch kirchlich gründlich gewandelt: In Rostock ist St. Marien heute Teil einer Innenstadtgemeinde – mit sogar wachsender Mitgliederzahl. Aber die Fusion der einst selbständigen Pfarreien war kein leichter Prozess. Ein bisschen orientierte sich auch der Nürnberger Citykirchenverbund daran, auch wenn hier keine Verschmelzung ansteht. Gleichzeitig brachten die Koppelungen neue Verbindungen, zum Beispiel nach Holland. Oder über die Nagelkreuz-Gemeinde, der St. Marien ebenso angehört wie St. Sebald.

So zeigte sich bei dem Besuch auch: Wir können nicht nur Erinnerungen austauschen, sondern weiter voneinander lernen und profitieren. In Rostock wurden etwa neue Angebote für die zunehmende Zahl von Menschen entwickelt, die offen sind, aber keinerlei religiöse Vorbildung mitbringen, und das Christentum nur vom Hörensagen kennen.

Text und Artikelfoto: Wolfgang Heilig-Achneck