Kirche
Buchvorstellung in St. Jakob am 6. Februar um 18 Uhr
Nürnbergs Glanz und Jakobs Schätze

Es ist kein Zufall, dass gleichzeitig drei Publikationen erschienen sind, in denen die Nürnberger Jakobskirche eine wichtige Rolle spielt:

– FAJT, Jiří: Nürnberg als Kunstzentrum des Heiligen Römischen Reiches. Höfische und städtische Malerei in der Zeit Karls IV. 1346–1378. Berlin / München 2019.

– FAJT, Jiří / HÖRSCH, Markus / WINZELER, Marius (Hrsg.): Nürnbergs Glanz. Studien zu Architektur und Ausstattung seiner Kirchen in Mittelalter und Früher Neuzeit. Wien / Köln / Weimar 2019 (Studia Jagellonica Lipsiensia 20).

– HÖRSCH, Markus: Deutschordenskirche und Ev. Pfarrkirche St. Jakob Nürnberg. Lindenberg/Allgäu 2019.

Zum einen stand die ehemalige Deutsch-
ordenskirche St. Jakob allzu lange im Schatten der größeren Schwestern St. Sebald und St. Lorenz – das musste sich endlich einmal ändern.

Zum andern war 2016 ein Jubiläumsjahr anlässlich der Geburt des Prinzen Wenzel aus dem Hause Luxemburg, der später als Kaiser Karl IV. (reg. 1346/48–78) einer der bedeutendsten Herrscher des Heiligen Römischen Reichs werden sollte. Die Reichsstadt Nürnberg war neben Prag seine wichtigste Residenz, in der unter seiner Herrschaft bedeutende Bauten entstanden sind und ebenso Skulptur und Malerei gefördert wurden. Eines der wichtigsten Werke dieser Zeit ist der Hochaltarschrein von St. Jakob, entstanden in den 1360er Jahren. Zugleich ist er einer der ältesten erhaltenen Flügelaltäre – und er steht noch an der Stelle, für die er bestimmt war.

Das „Jakobsretabel“ stand bereits seit seiner Restaurierung durch Eike und Karin Oellermann sowie Ingo Trüper ums Jahr 2000 im Zentrum der Forschung, doch erst heute können die Ergebnisse in dem Sammelband „Nürnbergs Glanz“ veröffentlicht werden, und zwar durch die finanzielle Unterstützung des Leibniz-Instituts für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig sowie durch eine namhafte Privatspende.

Zugleich war das Jakobsretabel auch ein Hauptgegenstand der Forschungen des tschechisch-deutschen Kunsthistorikers PD
Jiří Fajt, der seine Berliner Habilitationsschrift der Nürnberger Malerei unter Kaiser Karl IV. widmete. Eine der wichtigsten Persönlichkeiten in diesem Zusammenhang war Karls Nürnberger Hofmaler Sebald Weinschröter, in dessen Werkstatt höchstwahrscheinlich das Jakobsretabel entstand. Die Verbindung zwischen dem Deutschen Orden und den jeweiligen Herrschern war stets sehr eng – schon Kaiser Karls Vorgänger, Ludwig IV. genannt „der Bayer“, hat Skulpturen für den Chor der Jakobskirche gestiftet.

In dem Sammelband „Nürnbergs Glanz“ steht aber endlich auch einmal das Bauwerk Jakobskirche selbst im Zentrum der Forschung. Sie ist gleichermaßen interessant als Deutschordenskirche des Mittelalters – wie später als evangelische Pfarrkirche.

Die Geschmäcker der Zeiten gingen nicht spurlos an ihr vorüber: Im 18. Jahrhundert erhielt sie eine barocke Ausstattung, die unter dem berühmten Karl Alexander von Heideloff Anfang des 19. Jahrhunderts wieder entfernt wurde. Zahlreiche hervorragende Ausstattungsstücke kamen durch Heideloff aus anderen, teils abgerissenen Nürnberger Kirchen nach St. Jakob, das somit wieder den Charakter einer typischen Nürnberger Kirche des späten Mittelalters mit all den reichen Stiftungen erhielt. Nach den schweren Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg entstand die Gemeindekirche unter dem Architekten Wolfgang Gsaenger wieder neu. All diese Wandlungen kann man nun in der langen Version eines wissenschaftlichen Aufsatzes nachvollziehen, ebenso aber auch in der knappen Form eines fundierten Kirchenführers mit erstklassiger Bebilderung.

Dass es darüber hinaus in den drei vorzustellenden Büchern noch zahlreiche andere Nürnberger Schätze zu entdecken gibt, die zum Glanz der ehemaligen Reichsstadt bis heute beitragen – dies kann hier nur angedeutet werden. Wer mehr darüber erfahren will, ist herzlich zu der kleinen Feier in St. Jakob eingeladen. Herausgeber und Autoren werden anwesend sein.

Text: Dr. Markus Hörsch, Kunsthistoriker
Artikelfotos: Kunstverlag Josef Fink