Gesellschaft
Obdachlose Menschen
Obdachlose Menschen

Die kalte Jahreszeit hat begonnen und mehr Menschen verbringen die Nacht in U-Bahnhöfen oder Ladeneingängen. Was tun? Kaffee, Brötchen oder einen Schlafsack spenden? Wir haben obdachlose Menschen und unsere Sozialarbeiterinnen und -arbeiter gefragt, wie Sie helfen können.

Was kann ich tun, wenn ich einen obdachlosen Menschen treffe, dem es dem Anschein nach nicht gut geht? Obdachlose Menschen wahrnehmen. Wenn sie ansprechbar sind, fragen, ob und welche Hilfe notwendig ist. Zum Beispiel einen Kranken-
wagen rufen oder einen Wärmebus informieren, der die Personen in eine Notschlafstelle bringt. Wenn die Personen nicht reagieren, sie möglichst in stabile Seitenlage bringen und einen Krankenwagen rufen.

Was kann ich tun, wenn ich einem obdachlosen Menschen etwas spenden möchte? Grundsätzlich gilt: Mein Gegenüber sagt mir, welche Hilfe er oder sie benötigt, das bestimme nicht ich. Dann: Anschauen. Ansprechen. Fragen. Es geht nicht nur um den Inhalt der Antwort, sondern um das „Wie“ der Kommunikation. Fragen, ob die Person eine Spende von mir annehmen möchte beziehungsweise was sie gerade gebrauchen kann. Das kann ein warmer Tee, Wasser, ein Brötchen, Kleidung oder auch Geld sein. Dinge nur in der Qualität spenden, in der ich sie selbst annehmen würde. Und viele freuen sich über ein nettes Hallo oder ein Gespräch.

Auf welche Unterstützungsangebote vor Ort kann ich verweisen? Für Obdachlose Menschen gibt es Tagesstätten, Notschlafstellen oder Essensausgabe-
stellen. Eine Zusammenstellung verschiedener Angebote in ganz Deutschland finden Sie unter hilfe.diakonie.de/hilfe-vor-ort/angebote-
fuer-wohnungslose/bundesweit.

Was kann ich tun, wenn ich einer Einrichtung für obdachlose Menschen etwas spenden möchte?

 

Geld spenden:

Sich bewusst machen, was mit dem Geld geschehen soll. Sich über entsprechende Anbieter informieren. Dies, wenn möglich, persönlich, denn im Gespräch können wichtige Aspekte der Arbeit zur Sprache kommen.

 

Materielles spenden:

Bei einer Einrichtung erfragen, was gerade benötigt wird. Dinge nur in der Qualität spenden, in der ich sie selbst annehmen würde.

 

Zeit spenden:

Die persönlichen Voraussetzungen klären: Was ist meine persönliche Motivation? Wie viel Zeit habe ich? Was möchte ich tun? Bedenken: In der Arbeit mit obdachlosen Menschen werde ich mit viel Not konfrontiert werden. Kann ich nach meinem Engagement abschalten? Welche Möglichkeiten gibt es zur Reflektion? Für die Menschen ist es wichtig, so angenommen zu werden, wie sie sind. Kann ich den Menschen mit ausreichend Sensibilität und Respekt begegnen? Obdachlose Menschen haben manchmal mir fremde Verhaltensweisen entwickelt. Inwieweit kann ich Andersartigkeit achten, ohne sie zu bewerten? Sich informieren, was gebraucht wird. Dies ist nicht nur wichtig, um tatsächlich eine sinnvolle Unterstützung zu leisten, sondern auch, um sich selbst vor Enttäuschungen und falschen Erwartungen zu schützen.

 

Und dann:

Lassen Sie sich mit Neugier und Freude auf die Begegnungen ein und lassen Sie sich von den Perspektiven, die sich dadurch eröffnen, überraschen.

 

Was sollte ich besser lassen? Das Urteilen. Eben nicht wie viele zu denken „der kauft sich ja sowieso nur Drogen von meiner Spende“. Die Gründe für Obdachlosigkeit können ganz unterschiedlich sein – meist sind es wirtschaftliche Notlagen gepaart mit schwierigen persönlichen Lebensumständen. Wer in so einer Lebenssituation ist, hat Hilfe verdient. Außerdem sollte man nicht unsensibel nachfragen.

Text: Diakonisches Werk

Foto: iStockphoto.com