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Pfingstplopper
Pfingstplopper

Diese Narzissen, die ab Mitte Februar überall in großen Kartons herumliegen, heißen in meiner Familie „Osterplopper“. 

Den Namen bekamen sie, als die Kinder noch klein waren und wir es ein paarmal erlebt haben, dass die Blüten beim Aufgehen ihre pergamentartige Hülle mit einem deutlich hörbaren „Plopp“ sprengten, um sich dann in Windeseile aufzuplustern. Was für eine Kraft in diesen (und anderen) Blüten steckt.

Von der Jahreszeit her ist das große Aufblühen an Pfingsten vorbei. Was nach dem trüben Winter unsere Begeisterung erweckt hat, ist an Pfingsten passé. Aber das Thema „Aufblühen“ ist auch nach Ostern noch lange nicht vorbei. Aufblühen mit Power, mit Plopp, das ist Pfingsten (und wer weiß, vielleicht verwandelt sich ja auch die Kugelknospe der Pfingstrose mit einem Plopp in ihre betörende Fülle).

Seit ich das erste Mal bewusst über Pfingsten nachgedacht habe, wundere ich mich schon,  dass dieses Fest nicht noch viel populärer ist.Es würde doch so gut in unsere Zeit passen, in der ansonsten so viel über „Resilienz“ oder „Empowering“ nachgedacht wird. Für mich war Pfingsten immer schon wild: krachende Geburtsstunde der Kirche, ein Fest des Geistes, der jeden der 365 Tage des Kirchenjahres im wahrsten Sinne des Wortes mit Energie und Leben erfüllt.

Gibt es ein überzeugenderes Bild für das Aufblühen von Menschen, als dieser Haufen der Anhänger Jesu, die sich verstört, traurig, angefochten und mutlos durch ihre Tage schleppend plötzlich (mit Plopp) voller Selbstbewusstsein und Kraft vor die Menschen stellen und die Predigten ihres Lebens halten, um dann voller Energie, Freude und Kraft aufzubrechen und Gottes Menschenfreundlichkeit in die Welt zu rufen? So was kennt man höchstens von Zeichentrickfilmen: in Windeseile bekommen Menschen Anschluss an nie dagewesene und nie versiegende Kraft! Stecker rein und… Plopp!

Zugegeben, die Bilder der Pfingstgeschichte sind noch dramatischer, als die aufploppende Narzisse: das Brausen vom Himmel, die Feuerzungen, der Geist der Freude und Kraft. Aber dass es Gott darum geht, mich aufblühen zu lassen, mich in meiner unverwechselbaren Sprache sprechen zu lassen, mich durch seinen unkonventionellen Geist in das Kraftfeld seiner Liebe hineinzuholen, das lässt sich schon auch am kräftigen Aufblühen der Natur erleben und verdeutlichen.

Bonhoeffer schreibt zu Pfingsten 1944: „wir beherbergen gewissermaßen Gott und die ganze Welt in uns.“ Gottes Geist steuert diese Kraftpotenzial in unserem Leben und lässt uns aufblühen, wenn wir ihn lassen.