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Von der Hoffnung, bald wieder wandern zu können
Schmerz war nicht mehr auszuhalten

„Das war ein harter Schlag für mich“, erinnert sich der 78-Jährige an das Gespräch damals mit seinem Arzt. Eine Operation der linken Hüfte sei unausweichlich. Doch auf einen Operationstermin müsse er noch drei Monate warten. „Und dann kam Corona. Das hat die OP nochmals um zwei Monate verzögert“, erzählt Schramm. „Inzwischen brauchte ich schon Gehhilfen beim Laufen.“

Für den agilen Ruheständler war das eine neue Erfahrung. Als Einschränkung habe er nicht nur die beiden Stöcke empfunden, sondern den kleineren Bewegungsradius. „Ich laufe gern und viel, aber der Schmerz war nicht mehr auszuhalten.“

Hans-Günther Schramm stammt aus Stolp. Der Ort liegt heute im pommerschen Polen und heißt Słupsk. Schon als 6-Jähriger kam er mit seiner Familie nach Nürnberg, ging hier zur Schule, in die Lehre und arbeitete dann als Schriftsetzer. Bekannt wurde Schramm aber als Abgeordneter des Bayerischen Landtages. Ihm gehörte er zwischen 1986 und 1994 für zwei Wahlperioden an. Als Parteiloser war er damals Mitglied der Fraktion der Grünen.

Allerdings ist Schramm nicht nur in der Politik tätig gewesen, sondern bis heute auch in der kirchlichen Jugend- und Familienarbeit und in der Friedens- und Umweltbewegung. Ob es sich um die Mahnwachen am Hallplatz, das Schöpfungsgebet im Sebalder Reichswald oder das Gedenken an den ersten Atombombenabwurf auf Hiroshima am 6. August handelt – stets war Schramm einer der wichtigsten Organisatoren.

„Ich war immer dabei, bei jedem Wetter“, sagt er, „und jetzt kam plötzlich diese Erkrankung“. Schließlich fand die Operation dann doch statt, ebenso wie eine anschließende Rehabehandlung. Zehn Wochen später ist Schramm wieder in seinem kleinen Haus in Ziegelstein, aber weiterhin in Behandlung bei einem Physiotherapeuten.

Geduld lernen

Dass er jetzt ein künstliches Hüftgelenk hat, also eine Art Ersatzteil, belaste ihn überhaupt nicht. „Erst vor ein paar Tagen ist mir klargeworden, dass ich jetzt was Neues in mir habe“, erklärt Schramm. „Aber ich habe nicht das Gefühl, dass da etwas Mechanisches läuft oder etwas, das nicht zu mir gehört.“

Geduldig zu sein mit sich und seinem Körper, das habe er im letzten halben Jahr gelernt, gibt Schramm zu. Hoffnung mache ihm aber, dass er schon wieder über 8.000 Schritte am Tag laufen könne. „Bis ich aber wieder wandern kann, muss ich wohl noch bis zum Herbst warten.“

Text und Foto: Paul Schremser